Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 405
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige tmd soziale Strömlingen etc. 405

reformirten Kamisarden (von camise «= ehemise, Hemd, also
Blusenmänner), welche, nachdem Ludwig XIV. \ 685 das Edikt
von Nantes aufgehoben, durch dessen „Dragonaden" zur
Verzweiflung getrieben, sich ab 1700 in den Cevennen erhoben
und in zehnjährigem, glorreichem Kampfe, unter ihren
Führern Roland, Caünat, Cavalier, stritten. Bekannt ist das
(von du Prel öfters erwähnte) Prophetenthum, das unter
den Kamisarden herrschte, verbunden mit Konvulsionen,
Visionen, Inspirationen, Fernsehen und bestbeglaubigter
Feuerfestigkeit. Auch Tieck berührt mit
Verständniss diese mystischen Zustände. Edmund v. Beauvais,
der von einem fanatischen Verfolger selbst zum Kamisarden
wird, erhält durch Uebertragung die Gabe des Fernsehens.
Oft werden uns die Begeisterten mit ihrer Prophetengabe
vorgeführt, wie sie durch Fernsehen die Stellung der königlichen
Truppen u. 8. f. erkennen. Ein katholischer Priester
urtheilt sehr einsichtsvoll über diese mystischen Phänomene:
„Im Traum, in der Krankheit werden uns oft wunderbare
Welten aufgedeckt und ungekannte, kaum geahndete Gefühle
vergegenwärtigt, und so ka^n es wohl geschehen, ja ich habe
es selbst wahrgenommen, dass in aufgeregten (Jemüthern,
die von Begeisterung, Angst und Leidenschaft gesteigert
waren, ein Zustand wie zwischen Schlaf und Wachen sich
erzeugt, in welchem im Kampfe der Organe der Geist die
Bande auf kurze Zeit abstreift, die ihn hemmen; er sieht
und hört als Geist, die Ferne tritt ihm nahe, die Mauern
verdunkeln seinen Blick nicht, die Zukunft wird Gegenwart
und in dieser Zerrüttung tritt die ursprüngliche Kraft der
Seele in ihre angestammten Hechte". Auch des Wirkens
Jacques Jymar% der „durch seine Wünschelruthe einen weit
entlaufenen Mörder entdeckte", wird Erwähnung gethan.

Stets unvergänglich wird es bleiben, dass Tieck (nach
Musaeus) dem Märchen zu seiner Stellung in unserer
Litteratur verhalf und es vom Volks- zum Kunst märchen
erhob; oft bilden seine Märchen die stoffliche Unterlage zu
anderen Dichtungsformen, zu Lustspielen und Novellen. Auf
ihm fussen Jakob und Wilhelm Grimm, Brentano, Arnim, Beckstein
, Simrock, Zingerle, Kopisch und Roquette. Das phantastische
Lustspiel, d.is uns in mustergültiger Weise Shakespeare in
seinem „Sturm** und „Sommernachtstraum" vorgeführt, bei
dem, nach TiecU% Worten „die Bühne in der Phantasie exi-
stirt", in der deutschen Litteratur heimisch zu machen, dazu
fehlte ihm allerdings die dichterische Kraft. Dafür wurde
er — nach Goethe'* geringen Vorarbeiten — der Schöpfer
der deutschen Novelle, welche in Paul Heyse und Gottfried
Keller ihre Vollender fand. Tieck hat ausserdem den „Don


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