Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 406
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0417
}()() Psychische Studien. XXiX. Jahrg. 7. Heft (Juli 1902.)

Quixote" des Cervantes mit genialem Instinkt — seine Kenntnisse
der spanischen Sprache waren mangelhaft — übersetzt,
hat Shakespeare durch seine mustergiltigen dramaturgischen
Arbeiten in Deutschland heimisch gemacht*) und er hat
endlich den Nachlass Heinr. v. Kleist's vom Untergange
gerettet und herausgegeben, so diesem denselben Liebesdienst
, wie dem „Paradiesesvogelu Novalis erweisend.

Friedrich v. Hardenberg, genannt Novalis, nach einem alten
Geschlechtsnamen von ihm, ist vielleicht der interessanteste
der Komantiker, der Komantiker schlechthin, dessen hundertjährigen
Todestag wir vor kurzem gefeiert haben (f 25. März
1801). Jung, erst 29 Jahre alt, nahm diesen „Johannes der
Koiiiantik," diesen „Herrenhuter mit seiner hektischen Sinnlichkeit
", ein Kuss dei Götter hinauf in die ewige Heimath.
Fr. v. Schlegel sah ihn auf seinem Sterbelager und sagte:
„Hardenberg** Gesicht ist lange geworden, er windet sich
gleichsam von dem Lager des Irdischen empor, wie die
Braut von Korinth. Dabei hat er ganz die Augen eines
Geistersehers." Novalis war der Meinung, dass das Licht der
Sonne die Augen blos blendet und blöde macht, aber im
Dunkel sternendurchflimmerter Nächte offenbart sich uns
das Unsterbliche. Zwischen zwei Ewigkeiten gestellt, tauchen
im Menschen erhabene Gedanken auf, welche aber der Verstand
im kalten Tageslicht zerreisst, und so flüchtet er aus
dem „frechen Licht des Tages" sich abwärts „a,u der heiligen,
unaussprechlichen, geheimnissvoilen Nacht." Novalis wollte
von keinem System der Philosophie etwas wissen, er wollte
diese „Beruhigung des Denkens" blos .,vivifiziren.u „Die
Philosophie ruht im Bücherschranke. Ich bin froh, dass
ich durch diese Spitzberge der reinen Vernunft durch bin.u
Trotzdem finden sich in seinen Schriften tiefe philosophische
Gedanken: „Alles muss Lebensmittel werden. ... Lust ist
heben. Unlust ist Mittel zur Lust, wie Tod Mittel zum
Leben," Ferner: „Der Tod ist nichts, als Unterbrechung
des Wechsels zwischen innerem und äusserem Reiz, zwischen
Seele und Welt."

Den Romantikern ist die Unsterblichkeit, bei der hohen,
kosmischen Bedeutung die sie dem Individuo beilegen, überhaupt
etwas Selbstverständliches. Das Grab bläst Novalis „wie

*) Mit der sogenannten ^ ScItlegeJ-Tieck^chim Shakrspeare-Uebex-
^etzung** verhielt es sieh >o: Tieck selbst hat blos den „8turmu
übersetzt, nichts weiter. Von den 34 Stücken des Briten hat 15
A. W. v. Schlegel, eine* {»Rontro und Juli«*) dessen geniale Gattin
liaroline (die später Sehet fing'* Frau wurde) übersetzt. Von den 18
übrigen übersetzte 12 Graf Wolf Jtaudissin, 6 aber Tieck's hochbegabte
Tochter Dorothea; beide allerdings unter Tieck7» Oberleitung.


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