Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 408
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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408 Psychische Studien. XXtX. Jahrg. 1 Heft. (Juli 1902.)

Schwächlingen sehr viele Anhänger erhalten. Der
Mensch wird durch dieses Ideal zum Thiergeiste, eine
Vermischung, deren brutaler Witz eben eine brutale Anziehungskraft
hat." Das ist ein beherzigenswerthes Wort in
einer Zeit, wo „Gründeutschland" verführt ist durch die
Lehren eines körperlich und geistig entarteten
Genies, welches das höchste Ideal der menschlichen
Entwiekeiung im „Uebermenschen", im „frohlockenden
Ungeheuer" (la bete humaine) erblickt, das in der „Unschuld
seines Raubthiergewissens", „vielleicht von einer scheusslichen
Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung
mit einem Ueberoiuthe und seelischen Gleichgewichte davongeht
, wie als ob nur ein Studenten streich vollbracht sei."
{Friedr. Nietzsche: „Zur Genealogie der Moral" p. 21)/ Dabei
predigt Hardenberg nicht etwa Askese, im Gegentheil ist
ihm das Verachten körperlicher Bedürfnisse, die fleischliche
Abtödtung direkt verwerflich. Man denke an seinen herrlichen
Ausspruch: „Es giebt nur einen Tempel in der Welt,
und das ist der menschliche Körper. Nichts ist heiliger. Man
berührt den Himmel, wenn man einen Menschenleib betastet."

Die Religion ist ihm praktische Poesie und in den
Lehrlingen zu Sais" sagt er: „Es ist ein geheimnissvoller
Zug nach allen Seiten in unserem Inneren, aus einem unendlich
tiefen Mittelpunkt sich verbreitend. Nun liegt die
wundersame sinnliche und unsinnliche Natur rund um uns
her, so glauben wir, es sei jener Zug ein Anziehen der
Natur, eine Aeusserung unserer Sympathie mit ihr: nur
sucht der Einzelne hinter diesen blauen, fernen Gestalten
noch eine Heimath, die sie ihm verhalten, eine Geliebte
seiner Jugend, Eltern und Geschwister, alte Freunde, liebe
Vergangenheiten; der Andere meint, da jenseits warteten
unbekannte Herrlichkeiten seiner, eine lebensvolle Zukunft
glaubt er dahinter versteckt und streckt verlangend seine
Hände einer neuen Welt entgegen." — Das Dämmernde,
die Nacht mit ihrem Frieden und ihrem Grauen zieht ihn
mit magischer Lust an. Arnold Rüge sagt einmal irgendwo:«
„Die Mystik ist theoretische Wollust, und die Wollust
praktische Mystik" Novalis weiss das, denn er spricht das
bekannt gewordene Wort aus: „Es ist wunderbar genug,
dass nicht längst die Association von Wollust, Religion und
Grausamkeit die Menschen aufmerksam auf ihre innige Verwandtschaft
und gemeinschaftliche Tendenz gemacht hat."*)

*) Als Beweis der innigen Association von Wollust und Religion
sei aut die in Theil A beleuchtete Frau v. kr ildener verwiesen. Kynurd
erwähnt in seiner Biographie jener, dass sie beständig Mirakel und
Gebetserhörungen erlebte und vorgab in höchst persönlichem Verkehr


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