Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 422
(PDF, 221 MB)
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422 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 1. Heft. (Juli 1902.)

denjenigen Scheintod, bei dem das natürliche Bestreben,
von selbst wieder zu erwachen, äusserst stark ausgebildet
ist, der aber sehr selten ist. Dass solche
Scheintodte zu spät, d. i. im Grabe von selbst wieder
erwachen, ist nicht unbedingt ausgeschlossen; 2. den
zwischen dem wirklichen Tod und dem Scheintod als
. solchem liegenden Scheintod, der nicht allzuselten ist,
zum Glück aber stets in den wirklichen Tod von selbst
übergeht. Zu einem spontanen Wiedererwachen kann es
bei diesen „leichten" Scheintodten aus dem Grunde nicht
kommen, weil ihr natürliches Bestreben, von selbst wieder
zu erwachen, nicht stark genug ist. Ist übrigens der
Scheintod schon an sich eine seltene Ausnahme des
natürlichen Todes, so ist der allein gefährliche, für uns
allein zu fürchtende Scheintod als solcher die seltene
Ausnahme dieser seltenen Ausnahme.

Was endlich die letzte, natürliche Ursache
des Scheintodes im allgemeinen anlangt, so ist sie u. a. in
gewissen chronischen Nervenstörungen zu suchen.
Alle diejenigen, die an dauernder, hochgradiger Schlaflosigkeit
leiden, deren hyperwaches Bewusstsein schwer in
jenen natürlichen Zustand von selbst übergeht, den wir
als normalen Schlaf bezeichnen, die infolgedessen genöthigt
sind, zu häufig ihre letzte Zuflucht zu Schlafmitteln zu
nehmen, sind als Kandidaten des Scheintodes
dieser Ausnahme des natürlichen Todes besonders leicht
ausgesetzt. Allein, wie nicht alle disponirten Personen
nothgedrungen in die betreffende Krankheit verfallen, so
fällt auch der Kandidat des Scheintodes nicht immer dem
Scheintode in irgend einer Form zum Opfer. Kandidaten
des Scheintodes sind alle Neurastheniker, alle
Morphinisten, alle Opiumesser, alle starken
Trinker, überhaupt alle diejenigen Personen, die
gewohnheitsmässig zu jenen unnatürlichen Mitteln greifen,
durch welche das Bewusstsein als solches auf die den
Scheintod im allgemeinen charakterisirende exorbitante
Bewusstlosigkeit — das bis aufs äusserste erloschene
Bewusstsein — physiologisch-physikalisch präparirt wird.
Es ist ja auch ganz natürlich, dass dasjenige Bewusstsein,
das schon im Leben schwer zu natürlichen Zwecken (Schlaf)
auszulöschen ist, auch im Tode, in dem mit dem Schlafe
am nächsten verwandten Zustande bis auf Weiteres nicht
total untergeht.

Der Scheintod, der die Neurastheniker und Genossen
unter Umständen erwartet, ist jedoch zum unschätzbaren
Glück für sie nicht der in dem zu späten spontanen Wieder-


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