Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 428
(PDF, 221 MB)
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428 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1902.)

Die Grundlage der materialistischen Weltanschauung
ist dagegen, dass der Grobstoff durch irgend ein bestimmtes
Mischungsverhältniss sowohl Formung als auch Empfindung
und Bewusstseinsfähigkeit erhalten soll, und dass später
höchstens eine Kraftform, ähnlich wie im altbuddhistischen
Earma übrig bleibt. Der reine Materialist, welcher ganz in
das Nichts aufgehen will, muss aber auch dies ableugnen,
obgleich er auf Grund seiner grobstofflichen Physik anderer-
seits wieder zugeben muss, dass auch die Kraft nicht aus
der Welt verschwindet, sondern sich ebenso wie der Stoff nur
in andere Formen umsetzt. Zuerst ist also der Materialismus
zu zwingen, zu bekennen, dass es unmöglich ist, lediglich
durch Mischung chemischer Grobstoffe ein Stück anderen
Grobstoff in den Bewusstseinszustand zu versetzen. Die
Einsichtigeren erkennen dies ja bereits an; dagegen giebt
es noch eine grosse Masse in ihre Theorie Verbissene, welche
behaupten, durch Genuss von einigen Gramm Phosphor und
Eisen unbedingt ein Genie werden zu können. Wenn Letzteres
wirklich eintreten könnte, so wäre dies nur ein weiterer
Beweis für den Spiritualismus, denn der Mensch ist ja zu
einem grossen Theil ein übersinnlicher Körper. Der Beweis
für den Materialismus wäre nur dann erbracht, wenn man
ein Stück Eisen oder einen Kieselstein durch grobstofflichen
Mischungseinfluss in Bewusstseinszustand versetzen könnte.

Zum zweiten muss der Materialismus in unwiderleglicher
Weise die Grenze der Stoffreihe angeben, und zum Beweis
dafür, dass es keine Stoffe ausserhalb dieser Stoffgrenze
giebt, alle organischen Vorgänge mit Hilfe der abgegrenzten
Stoffreihe ausführen. Solange er nicht alle organischen,
seelischen und geistigen Vorgänge auf die angegebene Weise
ausführen kann, hat er kein Recht zu behaupten, dass er
die äusserste Grenze der Stoffreihe kenne, und es ist bis
dahin eine solche Behauptung als leere Phrasendrescherei
denkfauler Köpfe zurückzuweisen. — Sollten einem Materialisten
die gestellten Bedingungen zu leicht erscheinen, so
stehen ihm noch eine ganze Anzahl anderer Aufgaben zur
Verfügung, durch deren Lösung er seine Weltanschauung
vor dem Zusammenbruch zu retten versuchen könnte.

Verfasser dieses hat aber die feste Ueberzeugung. dass
ein solcher Materialist weder geboren ist, noch je geboren
wird, da der ganze Materialismus nur eine die Erkenntniss
vorbereitende Mo de Wissenschaft ist und in absehbarer Zeit
gewesen sein wird. Er hat seine Dienste als Abbruchsmaurer
gethan, die Fuhrleute bringen das Material für den Neubau
schon herbei und bald wird auch mit diesem selbst begonnen
werden.


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