Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 433
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wilke: Im Reiche des Okkultismus. 433

falschen Auffassung stand, als eine äusserst geschickte Benutzung
der Gedankenübertragung deutete.

Jetzt nehme man an, einer solchen Beeinflussung unterliege
Jemand, der weniger auf Selbstbeobachtung eingeübt
ist. Er wird an die Macht jener geheimnissvollen Person-
lichkeit glauben und um so eher, wenn er aus den Antworten
erfährt, wie wunderbar und genau der Korrespondent
ihn durchschaut. — Es kommt aber noch ein Anderes
hinzu; offenbar liegen Zweifel und Glauben,
antithetisch assoziirt, dicht neben einander
in der Seele während des suggestiven Zustandes, und so
kann es Rehr wohl geschehen, dass sich der Zweifel plötzlich
in Glauben verwandelt. Ist dies nun geschehen, so kommen
bewusste Frage und unbewusste Antwort in Harmonie, und
ich möchte Denjenigen sehen, der sich dann noch zu ent-
stricken vermag.

Ich weise auch darauf hin, dass, wenn die Zweifelsvorstellung
in der Seele von Bewusstsein erregt worden ist,
sie sich allmählich ebenso sehr gegen die bewusste Vorstellung
wie gegen die unbewusste geltend machen wird.
Je mehr man die objektive Ursache oder die Richtigkeit
der Antwort anzweifelt, um so stärker wird sich in dem
beim Empfang der Antwort abgedämpften Bewusstsein auch
der Zweifel gegen die gewohnte bewusste Vorstellung
geltend machen. Ist dieser Zustand eingetreten, ist der
Zweifel gegen die Ueberzeugung gewachsen, so drängt sich
die Glaubensvorstellung von der anderen Seite her als ergänzende
Antithese kräftig hervor und wird gebieterisch.
Die Seele im unbewussten Zustande verlangt von sich selbst
in der bewussten Form immer dringlicher den Glauben und
unterstützt durch Versprechungen und Drohungen diese
Forderung.

Merkwürdig ist nun, dass die Psyche auch den Korrek-
tionsgedanken in sich erregte. Nachdem ich erst die Ver-
muthung gewonnen hatte, dass den Antworten nicht eine
äussere Veranlassung zu Grunde lag, erkannte ich bald,
dass nahezu jede der erhaltenen Antworten auf eigene
Vorstellungen zurückzuführen sei, welche entweder als Antworten
auf meine Fragen von mir in schwach oder gar
nicht erkennbarer Form ausgesprochen waren, oder als Rück-
bleibsel aus früheren Denkakten in der Seele schlummerten.
In den letzteren Fällen, bei den aufklingenden Vorstellungen,
treten natürlich die überraschendsten Antworten ein, weil
hier die bewusste Erinnerung fehlen kann. Sie erscheinen
dann thatsächlich als etwas der Seele Fremdes und verleiten
also leicht zu der Meinung, dass sie von irgend woher, sei


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