Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 441
(PDF, 221 MB)
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Barth: Die spiritistische Erisis in Italien.

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der Autor — war unmöglich, da es eine dreifache Täuschung:
nämlich des Gesichts, des Gehörs, des Tastsinnes gewesen
wäre und ausserdem alle übrigen Theilnehmer gleichzeitig
befallen hätte, die sämmtlich die Erscheinung genau unterschieden
und das Geräusch ihrer Küsse vernahmen. Natürlich
schliesst der Autor (Dr. Venzano) auch die animistische
Hypothese aus und behauptet, die Erscheinung könne nur
auf intelligente Wesen ausserhalb des Sitzungskreises zurückzuführen
sein, da ihm — Venzano — persönlich zum Beispiel
ein Geist erschien, der im Leben sein Todfeind war und ihn
für gethanes Unrecht um Vergebung bat.

Mit diesem Artikel des „Giornale d'Italia" nahm die
schöne spiritistische Aeia indessen ein jähes Ende, und je
grösser der anfängliche Enthusiasmus, desto grausamer die
theilweise Reaktion. Denn einerseits die Gelehrten Blaserna,
Präsident der Akademie der Wissenschaften, und Bonfigli,
Leiter des römischen Irrenhauses, andererseits Blätter, wie
„Patria", „Cafaro", „Capitale" und andere, begannen eine
Polemik, die an Schärfe nichts zu wünschen übrig liess.
Blaserna und Bonfigli fielen wie brüllende Löwen über die
Kämpen des Spiritismus her; speziell Blaserna erklärte alles
lür Lug und Trug, wies auf die vielen entlarvten Schwindelmedien
hin, machte sich über den „Hereinfall44 der spiritistischen
Dalai Lamas Crookes und Wallace lustig und verlangte,
die gute Eusqpia Palladino möge auch ihm etwas vormachen,
aber bei vollem Lichte. Zum „Beweis44, dass alles Schwindel
sei, erzählte Blaserna, wie er als Student in Wien selbst
einen spiritistischen Cirkel dirigirte und seine Freunde Monate
lang für Narren hielt, indem er die Tische tanzen und die
Psychographen schreiben liess. Freilich mehr ein Beweis für
seine eigene Ulkstimmung als für seinen wissenschaftlichen
Ernst! Mehr als die Ausführungen des Herrn Professors
schlug die Kampagne der Zeitungen an. Der Genueser
„Cafaro" — der selig war, dem Direktor seines Konkurrenzblattes
„Secolo XIX", Herrn Vasallo, etwas am Zeuge flicken
zu können — schilderte die Lebensgeschichte der berühmten
Eusapta, ihre Taschenspielerkunststückchen, auf die selbst die
grössten Gelehrten hereingefallen, und erzählte die folgende
reizende Anekdote: Ein Herr in Genua, seit Kurzem Wittwer,
nahm an einer Sitzung Theil, die sich wie üblich abspielte.
Vorauszuschicken ist, dass vor der Sitzung das Medium ein
Glas Marsala verlangt und getrunken hatte. Es geschah
nun, dass der arme Wittwer den Geist seiner verstorbenen
Gattin beschwor: der Geist kam auch alsbald und umarmte
und küsste den Untröstlichen, — aber die Lippen des Geistes
rochen schrecklich nach Marsalal Des Weiteren verwies der

P*ychiioiie Studien. Jali 1902» 29


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