Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 452
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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452 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 7, Heft. (Juli 1902.)

mehr, das uns mit scharfer Kralle umbringt, sondern eine schöne
sanfte Flurgöttin, die unser Feld segnet, unsere Arbeit gedeihen
macht.* — Dr. Bruno Wille (Friedrichshagen), der gemüthstiefe Spreewald
-Dichter, der im Gegensatz zu nur so genannten, in ihren dogmatischen
Materialismus verbissenen „Freidenkern11 ein origineller,
von allen Vorurtheilen wirklich freier Denker ist, fügt in seiner Besprechung
in Kr. 10 des von ihm redigirten „Freidenker" hinzu:
.Ein aktuelles Thema! Leben wir doch in einem Zeitalter der
Fragen. Und viele dieser Probleme haben einen ausgeprägten
Sphinxcharakter, eine furchtbare Dringlichkeit and eine Gefährlichkeit
für den, der sie nicht zu lösen weiss. Millionen arbeitsmatter
Menschen schlägt die soziale Pschipolniza au^s Herz. Mancher
Ethiker, mancher Philosoph, mancher Naturforscher — sei es ein
Materialist oder Spiritist —, mancher Politiker und mancher Künstler
holt sich bei der Arbeit in sengender Mittagshitze den Sonnenstich.
Einem Wetzsc/ie, Zöllner und Mamlämler, einem To'stoi und Ravachol
ist Pschipolniza erschienen mit der verwirrenden Fragestellung, hat
sie angehaucht oder gar zu Tode gewürgt. Eine Frage löst der
Dichter und Denker Böteche aus dem Rattenkönig moderner Probleme
heraus, nämlich das spiritistische Problem. „Die
Mittagsgöttin« ist wesentlich ein Spiritisten-Roman, wenn
auch über weitere Gebiete des modernen Geisteskampfes Streiflichter
geworfen werden. Irrthümlich ist jedoch die Meinung, dass dieser
Roman über den Spiritismus richten wolle. Der Denker BöUche
würde zu diesem Zweck fürwahr keine Dichtung, sondern eine begriffliche
Auseinandersetzung verfasst haben. Uebrigens ist er
weit entfernt, sich über den Spiritismus ein abschliessendes Urtheil
anzumaassen, zumal dieses Wort die verschiedensten Erscheinungen
behauptet, Phänomene einerseits, die — wie die Hypnose, Suggestion,
der Somnambulismus und die Telepathie — erwiesen oder doch auf
Grund der bi&herigen Naturerkenntniss denkbar sind, andererseits
solche, die von der Mehrheit der Naturkenner und Forscher für
undenkbar gehalten und bespöttelt werden. Böhrhe^ der Naturphilosoph
, stand vor 10 Jahren dem Spiritismus eifrig beobachtend
gegenüber. . . . Zwischen Gegensätzen schwankt das Ich umher,
zwischen Romantik und Realismus, zwischen Mystik und Rationalismus
, zwischen Spiritismus und Materialismus. Und diese geistigen
Pole objektiviren sich lyrisch in dem Gegensatze zwischen dem
Hpreewaid und Berlin, zwischen dem Halbdunkel des Waldes, dem
gespenstischen Wiesennebel, der träumerischen Stille einerseits und
dem elektrischen Lichte, den nüchternen Häuserkolossen und wogenden
Geschäftsmenschen andererseits. Die Gegensätze kämpfen miteinander
um das „Ich*; ihr Kampf erweitert sich zum uralten Kriege
zwischen Ahriman und Ormuzd, Irrthum und Wahrheit, Betrug und
ehrlichem Forschen, Unheil und Glück, Tod und Leben, auch ungezügelter
Sinnlichkeit und treuer Liebe. TJnd Ormuzd trägt den
Sieg davon. . . . Mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen, seit Bolsche
seine „Mittagsgöttin* schrieb. Heute hat er seine Weltanschauung
im Sinne Fecfmer's revidirt und zu einer wahrhaft dichterischen ausgestattet
." — Die Leser der „Psych. Stud.tf werden aus diesem maassvoll
vorsichtigen Urtheil eines vielseitig gebildeten und in jeder
Hinsicht unabhängigen Nichtspiritisten selbst entnehmen, was sie
von dem hochinteressanten Buch des unübertrefflichen Naturschil-
derers zu erwarten haben, von dessen Studium — denn es will
studirt sein! — wir ihnen mindestens einen hohen ästhetischen Ge-
nuss versprechen können. — Die „Mittagsgöttin11 unterscheidet sich
durch die Tiefe ihres philosophischen Gehalts sehr vortheilhaft von


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