Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 461
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 461

keit"; und so ist es blos strenge mosaisch, dass dieses Blut
weder ' muthwillig vergossen, noch genossen werden darf,
sondern, als das Leben, wieder im Opferkultus Jehovah
zurückgegeben werden muss. Es gilt auch das ßlutopfer als
das vornehmste aller Opfer, als Versöhnungsopfer.
Darauf basirt ferner die neutestamentliche Lehre von der
Sühnekraft des Blutes Jesu Christi, und Messe und Abendmahl
sind blos eine fortdauernde Wiederholung dieses gottversöhnenden
Blutopfers auf Golgatha. Wir rekapituliren:
erstens diente das Blut also zur Entsündigung; deshalb
sehen wir die vielen Greuelthaten des Aberglaubens von den
geschlachteten und eingemauerten Gründungs- und Einweihungsopfern
bei der Erbauung von Städten, Burgen,
Brücken im Mittelalter bis zur „Blut- und Fleischkommunion"
der „schwarzen Messe" und der russischen Skopzen der
Gegenwart. Zweitens dient das Blut, als Sitz der Lebens-
kraft, als Menschenopfermedizin gegen Aussatz (siehe
z. B. die Sage vom „Armen Heinrich41) und zur "Verjüngung
von Greisen beiderlei Geschlechts (so soll Ludwig XL von
Prankreich Kinderblut getrunken haben). „Man machte
fürchterliche und wunderbare Arzneien aus Blut", sagt der
Chronist, und selbst vor dem Schlachten der eigenen Kinder
schreckte man nicht zurück, da, je inniger die Lebenskraft
der Opfer mit dor des Laboranten verwandt war, desto
wirksamer das mit dem Blute hergestellte Elixir sein sollte,
welches wieder gegen Siechthum, zur Verjüngung, ja zur
Alchymie diente. Wirklich schlachtet auch in dem erwähnten
Eoffmann'schen Nachtstücke Trabachio seine eigenen Kinder.
(Hoffmann's Gesammelte Schriften, V. Band. Berlin 1857),
Liegt im Blutbunde endlich ein Tausch der Seelen, so sehen
wir drittens auch, dass das Blut, in seiner Eigenschaft als
Sitz der Seele zur schwarzen M a g i e (Sudelkocherei der
Hexen, Anzaubern) und auch zur Nekromantie angewandt
wird. (Allerdings wurde bei Morden zu magischen Zwecken
stets mehr das Haupt, das Herz, die Leber, die Eingeweide,
das Mark benutzt; das Blut selbst wohl selten; dafür
verblieb aber die Seele des Gemordeten, nach der Meinung
des Alterthums und Mittelalters, als Schutzgeist beim Magier,
der das Opfer geschlachtet hatte.)

Zacharias Werner, der Vorläufer Grabbeh, ist ein Spiegelbild
aller Extreme; zwischen sinnlich-roher Ausschweifung
und grübelnder Frömmelei, zwischen begeisterter Freiheitsliebe
— er nimmt Partei für den Freiheitskampf der Polen
— und Jesuitismus, zwischen Kant*) und Jakob Böhme schwankt

*) Werner war (gleich Ho ff mann) geborener Königsbergjer und
besuchte ab 1784 die Universität seiner Vaterstadt, wo er die Vorlesungen
Kant'& Jhörte.


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