Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 464
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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464 Psyohischö Studien. XXIX Jahrg. 8. Heft. (August 1902.)

Hiram-Mythus des Salomonischen Tempelbaues, wie ihn die
Royal-Arch-Logen lehren. Im V. Aufzuge des IL Theiles
(III. Auftritt) wird vom Alten von Karmel das Mysterium
vom Phosphoros, als „letztes Evangelium" vorgelesen. Es
ist dieses Mysterium eine poetische Amalgamirung von va-
lentinianischer Gnosis und dem parsischen Manichäismus,
wie ihn die Paulicianer umgebildet hatten, und es entrollt
sich hier in der That vor uns ein hochpoetisches Epos einer
christlichen Kosmogonie. Auch das darauffolgende Gespräch
zwischen Robert und Adam ist ausserordentlich tiefsinnig
und tiefgründig; die Endlehre ist ein grossartiger
Gefühlspantheismus, der Wahn Eins und Etwas zu sein
muss schwinden:

„Die krüpplichte Unsterblichkeit — nicht wahr? —,
Die unser eignes jämmerliches Ich
So dünn und kläglich — so mit allem IJnrath
Nur fortspinnt ins Unendliche — nicht wahr?
Auch sie muss sterben? — unser schales Selbst —
Wir sind in Ewigkeit nicht dran genagelt? —
Wir können es, wir müssen es verlieren,
Um einst in Aller Kraft zu schwelgen!"

Am Schlüsse des Stückes soll Robert d'Oredin kommendeu
Geschlechtern die Lehren des Väter-Thales bringen und
er wird der 1. Meister der Kreuzbrüderschaft vomOccident.
Es ist nun charakteristisch, dass Robert d'Oredin Schotte
ist, denn Schottland nimmt nicht nur in der Geschichte
der europäischen Maurerei den vornehmsten Rang ein,
sondern die beiden Templer Harris und Aumont sollen
nach Schottland entflohen sein und sollen daselbst Molay's
Testament dahin vollstreckt haben, dass sie 1314 auf der
Insel Mull, an Schottlands Küste, den Freimaurerbund
stifteten. Von ihnen leitete sich das Aftermaurerthum der
1754 zu Paris gestifteten „Neuen Templer" her, deren
Obere «schottische Meister" hiessen, die Templertracht in
ihren Logen trugen und endlich jährlich mit öffentlicher
Todtenmesse den Sterbetag Molat/s feierten.

Bei JET. von Kleist sind die Motive zu seinen Dramen
alle pathologisch: somnambule Liebe, somnambule Zerstreutheit
, Liebe als Manie, Doppelgängerei u. s. f. Schon einmal
sagten wir in dieser Zeitschrift*), dass in der „Pen-
thesileaa uns Kleist ein vollkommenes Musterbild des weiblichen
Sadismus und im „Käthchen von Heilbronn" ein
liebliches Gemälde einer Somnambulen, die an Masochismus
krankt, gegeben hat. In der That reimen sich bei -
Kleist: Küsse und Bisse, und man versteht derlei erst so

*) Siehe: „Psych. Stud." Februar-Heft 1899: „Curiosa aus der
Teufelsperiode des Mittelalters".


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