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Duboc: Todesnähe.
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täuschung. Trotzdem ich im Pasteur-Institut, sowohl als
in Wohnungen von Gesinnungsgenossen hinlängliche Beweise
der durch das Medium Sawyer zu Stande kommenden
Phänomene erhielt , so traf ich dennoch bei jeder der veranstalteten
Experimen tal - Sitzun gen betrugsausschaltende
Vorkehrungen. Das zu diesem Zwecke benutzte Zimmer
liegt an der belebten Nostrand Avenue, einer der von
elektrischen Strassenbahnen benutzten Verkehrsadern Brooklyn
^ und direkt über dem Laden eines Kundenschneiders,
der während dem Verlaufe der Seance stets beleuchtet war.
(Selbstverständlich der Laden!) Die hinter dem Sitzungszimmer
befindliche, auf das Vestibül führende Thüre, sowie
diejenige des Kleiderschrankes wurden versiegelt, das Medium
selbst wurde in dem, ihm als lichtabschliessend dienenden,
aus rohen Brettern zusammengefügten Verschlag bald auf
die eine, bald auf die aridere Manier gefesselt. Uebrigens
eine Vorsichtsmassregel, der ich als Eingeweihter wenig
Werth beilege, und die mich trotzdem anlässlich der am
8. Mai stattgefundenen Sitzung ca. 20 Meter Seidenband
kostete, mit dem ich das Medium mitsammt dem Stuhl umhüllte
, und das ich nach Schluss der Seance mit Bezug auf
Lage und Verknotung unverändert vorfand und demzufolge
zu durchschneiden genöthigt war. (Schluss folgt)
IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Todesnähe.
Von Dr. Julius Duboc«*)
Mehr als wie durch alles Andere wird das Alter durch
die Todesnähe gekennzeichnet. Dies Merkmal verleiht
ihm einen Charakter, der es von allen anderen Lebensstufen
unterscheidet. Junge Menschen können sterben, alte
*) Julius Duboc gehört zu denjenigen Schriftstellern, deren ernste
Gedankenarbeit durch ihr hohes Alter (er ist 1829 geboren) nicht
beeinträchtigt wird. Seinem zweitheiligen Werke „Hundert Jahre
Zeitgeist in Deutschland" (der erste Theil ist 1889 erschienen und
hat vor kurzem verdientermassen eine zweite Auflage erlebt) sind
noch mehrere grössere Studien auf socialethischem Gebiete gefolgt,
darunter: „Fünfzig Jahre Frauenfrage in Deutschland" (1896), „Die
Lust als socialethisches Entwickelungsprincip" (1900). Unter dem
Titel: „Streiflichter" (Leipzig, Otto Wigand, 1902) hat er jetzt eine
Eeihe früher veröffentlichter Aufsätze gesammelt und vermehrt
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