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Reich: Persönlichkeit und Ewigkeit. 497
den Kosmen, welcher das Verhältniss Gottes zu den Seelen
und der Seelen zu einander zu Grunde liegt. Und von den
Himmelskörpern und deren gegenseitigen Beziehungen, weiter
von der Wechselwirkung der Seele mit der physischen Weltsubstanz
schliessen wir auf eine mechanische Weltordnung,
mit der moralischen in genauestem Rapport stehend, mit
derselben sich gegenseitig ergänzend und zu höherer Function
zusammenfassend.
Nichts von alle dem kann durch irgend welchen Versuch
demonstrirt werden, und doch ist es gewisser zutreffend,
als das Ergebniss des genauesten Versuchs; denn es resul-
tirt aus logischer Folgerung auf Grund unanfechtbarer,
gut gestellter Prämissen und athmet demnach den Geist
der Correctheit.
Gott, die Wechselwirkung der individualisirten magischen
mit der physischen Weltsubstanz, als Weltprozess,
und die zu höherer Einheit in einander fliessende moralische
und mechanische Weltordnung, dies alles macht den
Schlüssel aus zum Verständniss der Phänomene des Seins,
zur Erkenntniss eines grossen Weltenplans, erhabener sittlicher
Endzwecke, der Notwendigkeit fortschreitender Entwicklung
in Erkenntniss und Religion, giebt der Wissenschaft
ihre wahre Bedeutung als Mittel von Philosophie,
Religion und Civilisation, setzt die Kunst in ihr natürliches
Recht ein, und enthüllt die Bedeutung jeder Arbeit, wie
aller Vervollkommnung.
Warum die üniversen ? Warum die Individuen ? Diese
Fragen können nur gestellt werden, wenn wir an Gott als
absolute Persönlichkeit glauben, an die Seele als Entität
und Wesen der Individualität, an die organische Verknüpfung
der moralischen und mechanischen Weltordnung, und an
Erfüllung erhabener Endzwecke in der Vielheit der Kosmen.
§ 5.
Gott schuf Individuen innerhalb der Lebensmedien
kosmischer Gebilde und machte den Bestand beider abhängig
von ihrer gegenseitigen Wechselwirkung. Durch
diese letztere wird jene grosse Arbeit verrichtet, die zu
Vervollkommnung der individuellen Wesen leitet, und Vervollkommnung
in ewigem Fortschritt erweist sich als Bedingung
der Erfüllung des göttlichen Weltenplans. Gott
bedarf ganz einfach der Multiplication und Perfection der
individuellen Wesen, wollte aber deren Glückseligkeit nicht
als Endzweck, sondern als Mittel zu Erreichung der vorgesetzten
Endziele und als Werthmesser der erreichten
Perfection.
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