Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 503
(PDF, 221 MB)
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Augustin: Geheimnissvolle Thiere und abergläubische Menschen. 503

der Bilmenschnitter den Spiegelmann zuerst, so muss dieser
sterben, ja, wenn er dabei sein eigenes Bild in dem Spiegel
schaut, so müssen Beide in demselben Jahre ins Gras
beissen. Gelingt es nicht, den Bilmenschnitter ausfindig zu
machen, so kann der Geschädigte ihn dadurch verderben,
dass er die Stoppeln in den Rauch hängt oder die abgeschnittenen
, aber vergessenen Aehren in ein neu gegrabenes
Grab legt. In beiden Fällen muss der böse Schnitter bei
lebendigem Leibe langsam verdorren. Spricht der Veranstalter
aber bei dem Akt, oder kommt nur ein wenig
Schweiss an die Aehren, so fällt der Zauber auf ihn selbst
zurück: er verfault statt dessen, den er vernichten wollte.

Wer ist denn aber in Wirklichkeit der Bilmenschnitter?
Es liegt natürlich am nächsten, an irgend ein Thier dabei
zu denken. Es heisst, „äsende Hirsche gingen rudelweise
ins Korn." Dann würden die Gänge breiter sein und näher
bei einander liegen müssen. Einzelne Rehe dafür verantwortlich
zu machen, welche die Halme abbeissen, weil
ihnen die Grannen der Aehren an den Augen lästig sind,
ist ebenfalls nicht thuniich, denn der Bilmenschnitt findet
sich auch in waldarmen Gegenden, wo es keine Rehe giebt.
Ein Reh würde derartige Hindernisse einfach überspringen.
So bleibt schliesslich kein anderer übrig, als Lampe, der
harmlose Hase, dem man eine solche Bosheit am allerwenigsten
zutrauen möchte. Er ist in der That der Bilmenschnitter
, der sich einen Wechsel offenhalten will, um
bequem hierhin und dorthin zu huschen, ohne durch zu
stark bewegte Halme seine Gänge zu verrathen. Dann
erklärt sich die geringe Breite der Gänge, die Kürze der
Stoppeln, der Umstand, dass das Getreide neben den
Gängen nicht niedergetreten ist, sowie der unregelmässige
Verlauf dieser Gänge von selbst. —

In österreichischen Blättern las man vor einigen
Wochen, dass der Bilmenschnitt durch den Erdkrebs verursacht
werde, ein Gliederthier, welches in der Erde hause,
einer Heuschrecke ähnlich sei und Scheeren wie ein Krebs
trage, womit es das Getreide kurz über dem Boden abschneide
. Diese Annahme ist ebenso falsch, wie die Beschreibung
des Thieres.

Der Erdkrebs, gewöhnlich Maulwurfsgrille oder Werre
genannt, besitzt keine Krebsscheeren, sondern nur zwei
auffallend breite Grabfüsse. Sein sonderbares Aussehen
und der Umstand, dass er den Menschen nur selten zu
Gesicht kommt, haben ihn zum Gegenstand des Aberglaubens
gemacht. In den sogenannten „Zwölften", d. h.
in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, darf keine


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