Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 506
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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506 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. & Heft. (August 1902.)

hat, ist der Todtenkopfschwärmer. Dieser grosse Nachtfalter
verdankt seinen Namen einer todtenkopfähnliehen
Zeichnung auf seinem Rücken, für abergläubische Seelen
schon Grund genug, in ihm einen Unglücksvogel zu sehen.
Dazu kommt, dass er, an und für sich in Deutschland selten,
den Menschen nur unter besonders günstigen Verhältnissen
zu Gesicht kommt. Am Mittelmeer einheimisch, kann er
nur dann bei uns vorkommen, wenn ein Weibchen sich bis
in unsere Gegenden verflogen und hier seine Eier an
Kartoffeln und anderen Nachtschattengewächsen abgelegt
hat. Die daraus hervorgehenden Raupen, beiläufig die
grössten in Europa, verpuppen sich in der Erde und liefern
noch im Herbst die Falter, welche bald zu Grunde gehen;
denn an eine Ueberwinterung der Eier, Raupen oder Puppen
ist in unserem Klima nicht zu denken. Daher werden die
meisten Todtenköpfe bei uns im Oktober gefangen, während
die wenigen im Juni erscheinenden stets solche sind, die im
fernen Süden das Licht der Welt erblickt haben. Bei
Tage sitzt der Falter möglichst versteckt an Mauern und
Planken, wo er wegen der dunklen Färbung seiner Vorderflügel
nicht leicht entdeckt wird. Erst gegen Mitternacht,
also in der Geisterstunde, verlässt er sein Versteck und
fliegt dann bisweilen durch das geöffnete Fenster in ein erleuchtetes
Zimmer. Eine brennende Kerze, wie sie in
früheren Zeiten als einziges Beleuchtungsmittel in Gebrauch
war, vermag sein starker Flügelschlag mit Leichtigkeit auszulöschen
. Sind dadurch schon die am Tische sitzenden
Menschen erschreckt worden, so wird ihr Entsetzen noch
viel grösser werden, wenn sie plötzlich in dem finsteren
Räume ein klägliches Geschrei, dem Wimmern eines kleinen
Kindes ähnlich, hören. Der Todtenkopfschwärmer bringt
dies Geschrei dadurch zu Stande, dass er durch Muskeldruck
die in seinem Saugmagen eingeschlossene Luft durch
eine enge Rüsselspalte hindurch presst. Er thut dies übrigens
nur dann, wenn er erschreckt wird. Haben nach dem geschilderten
Vorgange die Leute endlich so viel Muth gesammelt
, dass sie das Licht wieder anzünden, so finden sie
in den meisten Fällen nichts Auffallendes in dem Zimmer,
denn der Störenfried ist längst wieder durch das offene
Fenster entwichen. Sie kommen also zu der Ueberzeugung,
dass ein böser Geist im Zimmer war, der ihnen diesen
Streich spielte. Das kann nach ihrer Meinung nur etwas
Schlimmes bedeuten. Finden sie aber ausnahmsweise den
Todtenkopfschwärmer im Zimmer, so flösst die verhängnissvolle
Zeichnung dieses Nachtschwärmers, den sie in
ihrem Leben noch niemals gesehen haben, ihnen erst recht


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