Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 515
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0526
Kurse Notizen, 515

weissgekleideten Derwischen, die heulend und kreischend
sich die Köpfe zerhacken. Das Blut spritzt nach allen
Richtungen und fliesst in Strömen an der hellen Gewandung
herab. In das Wehegeschrei der sich Geisseinden
mischt sich das Schluchzen und Stöhnen der Zuschauer,
die vor verzweifeltem Kummer fast vergehen wollen.
Dieser grenzenlos scheinende Gram dauert aber nur solange
, bis die grauenvolle Prozession vorüber ist. Der
Qualm der Packeln in Verbindung mit dem Geruch von
Blut ist geradezu unerträglich. Bei dem letzten Umzug
machen die „Klagemänner" vor dem Platz des Gesandten
Halt und verlangen von ihm die Freilassung irgend eines
Gefangenen. Der Wunsch wird stets erfüllt. Hiermit ist
das Pest beendet und in wenigen Minuten kehrt man nach
Pera und somit zur Civilisation zurück. Am nächsten
Tage hörte man, dass drei Männer an den Wunden, die
sie sich selbst beigebracht, schon während der Nacht gestorben
waren.

/) Eine merkwürdige Gesammthalluzination
registrirt das „Hamb. Premdenbl." (Nr. 163, 5. Beil. vom
15. Juli er.) unter der Spitzmarke: ,fWer glaubt's?" Der
„Daily-Mail"-Gorrespondent in San Lucia meldet folgende
merkwürdige Erscheinung, die in der katholischen Kirche
von Morne Kouge, wenige Meilen von St. Pierre, am Himmelfahrtstage
gesehen worden sein soll: „Es waren etwa 300
Leute in der Kirche versammelt, als plötzlich über dem
Altar eine Gestalt erschien, die wie Christus aussah. Die
Gestalt war bis zu den Hüften sichtbar und deutlich die
Wunden in den Händen und in der Seite zu erkennen. Die
Erscheinung dauerte drei Minuten an und wurde von fast
sämmtlichen Anwesenden beobachtet. Der Zeitpunkt der
Erscheinung war 7 ühr 50 Minuten Morgens, d. h. genau
der Augenblick der Eruption des Pelße". — [Sollte vielleicht
der Luftdruck oder irgend ein anderer — unbewusst, aber
gemeinsam verspürter Momenteindruck in den Seelen der
Gläubigen eine ihrer andächtigen Versenkung in die fromme
Legende des Pesttags entsprechende Sinnestäuschung zur
Vision „verdichtet" haben, so dass sie infolge des zugleich
erlittenen Nervenchocs plötzlich den zum Himmel fahrenden
„Retter" zu sehen glaubten; an dessen Kreuzes-Wunden
wohl alle gerade dachten? — Aber auch eine übersinnliche
Deutung — etwa im Sinne der auf S. 471 unseres Augustheftes
mitgetheilten geistvollen Auseinandersetzung Hübbe-
Schleiderns über warnende, unsichtbare Helfer — wird der
Kenner des okkulten Gebiets der Seelenforschung keineswegs
ganz von der Hand zu weisen vermögen. — Red/|

*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0526