Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 527
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen ete. 527

verwittweten Gräfin Pappenheim (Tochter des Fürsten Hardenberg
) 1826 scheiden, um seinen Finanzen durch eine reiche
Heirath aufzuhelfen, bleibt aber mit seiner Frau in einer
im Tone eines Liebhabers gehaltenen Korrespondenz. Hier
in diesen Kreisen herrscht eine ungenirte Frauenemanzipation
, eine Freigeisterei der Leidenschaft, wie sie ähnlich
blos in Enfentin's Schule geübt wurde. F. von Schlegel'$
„I,ucinde", die einen Theologen wie Schleiermacher (den
Freund von Henriette Herz) begeisterte, vereinigte diese
Identität von Leben und Poesie, die aber weder zur
sozialen Befreiung noch zur wahren Geistesfreiheit führte,
sondern blos zn raffinirter Genusssuchi „Man fasste", wie
F. Kirchner sagt, „die sittliche Unabhängigkeit des Ich als
die willkürliche Unsittiichkeit des Genies" auf. Die Liebe
wird zu raffinirter Liebeskunst, das Vegetiren der Pflanze
gilt (Friedrich Schlegel) als höchst erstrebenswerther Zustand,
während „Fleiss" und „Nutzen" als die beiden „Todesengel"
bezeichnet werden. Eine ewige Siesta, ein süsses „dolce
far niente" gilt als Gipfel des Lebens. Für die persönliche
Souveränität schwärmt man, aber praktische Reformen
, soziale Thaten kennt man nicht. So kommt
es, dass die freche Willkür des Einzelnen in schamloser
Reaktion endet und der gesetzlose Eigenwille, der sich eitel
selbst bespiegelt, im absoluten Autoritätsprinzip.

Eine rühmliche Ausnahme bildet der missbrauchte intellektuelle
Urheber dieser Richtung: J. G. Fichte. Dieser
Philosoph war kein vorsichtiger, nach dem Excellenztitel
schielender Kathederprofessor, sondern ein Mann, ein Charakter
in des Wortes höchster Bedeutung. Daran ändert
der Spott der „Ministerkreatur" Hegel durchaus nichts. Es
ist blos an seine Stellung in dem bekannten Atheismusstreite
mit dem kurfürstlich-sächsischen Oonsistorio (resp.
der Weimarischen Regierung) zu erinnern, an seine 1809
mitten in dem von Franzosen besetzten Berlin gehaltenen
„Reden an die deutsche Nation" und an seinen heroischen
Tod: er und seine innig geliebte Gattin (eine Nichte
Klopstock's) starben am Hospitalfieber, das sie sich bei der
Verwundetenpflege zugezogen. Fichtefs Grundlehren, —
die alleinige Realität des sich selbst und das Nicht-Ich
setzenden Ich —, haben wir schon berührt und es erübrigt
blos zu sagen, dass hinsichtlich des Rechtsbegrifles sich die
Fichte'sche Freiheitslehre in ihren Grundbestimmungen an
die Kauf sehe Lehre von der BVeiheit, als dem angeborenen,
ursprünglichen Rechte des Menschen, anschloss. Fichte mit
seinem energischen Charakter und seinem hohen, mitfühlenden
Herzen wandte sich (im Gegensatze zu Kant und


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