Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 547
(PDF, 221 MB)
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Duboc: Todesnähe.

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ßuddhi, Atma), welche nach dem physischen Tod des
Menschen ihrem höheren Zug folgt, so wirkt es lediglich
auf die niedrigsten Kräfte und Neigungen des Mediums.
Daher, nach theosophischer Erklärung, das viele betrügerische
Wesen, welches zum Erstaunen und zum Aergerniss
der gutgläubigen Spiritisten in den spiritualistischen
Sitzungen so häufig vorkommt. Zu den sonstigen materiellen
Phänomenen wirken dann noch gewisse Naturkräfte mit,
welche in der Terminologie der Theosophen „elementals"
heissen.*)

Die Aussicht, welche die Theosophie eröffnet, gestaltet
das Gesammtbild von des Menschen jenseitigem Schicksal
nur noch complicirter, verwickelter und labyrinthischer.
Nun hat sich in einem Labyrinth noch Niemand sehr wohl
befunden, und so wird man es auch dem modernen Menschen,
der sich dem Labyrinth von Daseinsmöglichkeiten seines
Zustandes nach dem Tode gegenübergestellt findet, kaum
verdenken können, wenn er am liebsten seine Augen davon
abwendet und das unvermeidlich Kommende, sei es was es
sei, abwartet, als ob es ihn gar nichts anginge. Statt zu
sterben 1 ä 8 s t er sich sterben, wie E. Derer es in dem tiefsinnigen
kleinen Vers bezeichnet:

Lerne zu sterben, sicher wird sich lohnen
Die schwere Kunst, die nur so Wenige fassen.
Nur Wen'ge? Uebten sie nicht schon Millionen?
Die Meisten haben sich nur sterben lassen.

Auch Lessing empfahl diese Lebensweisheit, die man hoch
oder niedrig anschlagen kann, je nachdem. Er meinte,
dass man die Menschen von der Begierde, ihr Schicksal in
einem anderen L^ben zu wissen, ebenso abhalten solle, als
man ihnen abrathe zu forschen, was ihr Schicksal in diesem
Leben sei. Warum könne man ein künftiges Leben nicht
eben so ruhig abwarten als einen zukünftigen Tag? Aber
schon Herder wollte das nicht recht einleuchten. Er meinte,
der Weise erwarte zwar ruhig den kommenden Tag, nicht
aber ohne Voraussicht, wie etwa dieser Tag sein möge.
Dagegen dürfte an sich nicht viel einzuwenden sein; nur
wird, wenn es sich um Aussichten handelt, die über das
Diesseits hinaus reichen, solche Voraussicht dadurch sehr
beeinträchtigt, dass sie sich unvermeidlich in anthropomor-
phistischen Geleisen bewegt. Ich las neulich irgendwo die
zuversichtliche Bemerkung: „schon jetzt dürfen wir hoffen:
wenn das menschliche ßewusstsein den Tod seines Körpers
überlebt, so wird die Experimentalpsychologie es beweisen".

*) W. Jndge: The ocean of Theosophy, 1898, p. 42—48.


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