Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 548
(PDF, 221 MB)
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548 Psychische Studien. XXIX. Jahr^. 9. Heft. (September 1902.)

„Das menschliche Bewusstsein", das heisst soviel als das
Ich-Bewusstsein, anders vermag das menschliche Vorstellungsvermögen
das Bewusstsein überhaupt nicht auf-
zufassen. Wenn es sich nun aber gar nicht darum handelteV
Könnte es nicht auch ein Nicht-Ich-Bewusstsein geben,
d. h. ein ßewusstwerden des überlebenden Selbst, dass es
seinem Wesen nach kein Ich, sondern eine Emanation —
sagen wir — des Xoyog sei? Und würden die Beweismittel
der Experimentalpsychologie etwa ausreichen, auch einen
solchen Beweis zu führen? Ich glaube nicht; ich meine
aber überhaupt, dass es gegen alle derartigen Versuche der
Entzifferung einer unlesbaren Schrift nur eine Rettung
giebt, die nämlich: anzunehmen, dass die Seele (falls wir
ihr eine Portdauer zutrauen) „mit dem Tode ganz aus
den Banden des leiblichen Lebens heraustritt in ein
ihr noch durchaus fremdes Gebiet des übersinnlichen
Seins"*)

Die Zustände der Raupe und des Schmetterlings sind
oft in die Vorstellungen, die der menschliche Geist sich
von den Metamorphosen seines Innenlebens macht und an
denen er hoffend festhält, hinein verwebt worden. In der
That reichen gewisse Analogien vielleicht noch etwas über
eine flüchtige Aehnlichkeit hinaus. Schon dass es that-
sächlich vor Augen liegt, dass viele, viele Raupen auf die
eine oder andere Weise zu Grunde gehen, ohne je ihre
Schmetterlings-Metamorphose zu erreichen, stellt anscheinend
eine solche Analogie her. Denn selbst die Annahme einer
höheren Entwickelung des nach seinem irdischen Tode frei
gewordenen Geistwesens würde immer noch die Frage offen
lassen, ob solcher Process nicht einer Einschränkung in
Bezug auf die, denen Solches zu Theil wird, unterliegen
wird. Die Römer hatten ihre aristokratische Unsterblichkeit
, d. h. sie unterschieden zwischen denen, die sie der
Unsterblichkeit würdig erachteten, den „magnae aniraae",
und denen, die sie unter diesem Niveau erblickten. Wenn,
sagt z. B. TacituSi wie die Weisen dafür halten, mit dem
Körper grosse Menschen (magnae animae) nicht erlöschen
. Lotze hat ebenfalls die Ansicht festgehalten, dass
ein Fortleben sich auf einen erreichten würdigen Lebensinhalt
oder Lebensstufe beziehen werde. Er betont als
einzigen Grundsatz die „allgemeine idealistische Ueber-
zeugung, fortdauern werde jedes Geschaffene, dessen Fortdauer
zu dem Sinn der Welt gehört und so lange sie zu
ihm gehört; vergehen werde Alles, dessen Wirklichkeit nur

*) ./. & Meyer, Die Idee der Seeienwanderung. Ein Vortrag.


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