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Danmar: Die Wichtigkeit der Theorie.
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keine noch so guten Thatsachenberichte, sondern nur durch
Widerlegung ihrer Theorien und durch Aufstellung einer
unwiderlegbaren Theorie zu besiegen. In diesem Bestreben
berichtete ich „die naturalistische Geisterlehre" nach
Deutschland und betonte meine Aufforderung zur Widerlegung
durch Aussetzung einer Belohnung für dieselbe.
Da die neue Theorie keine Hypothese voraussetzt,
sondern die erste ist, welche ihr Grundprinzip wissenschaftlich
-induktiv beweist, so ist eine Widerlegung leicht, im
Falle sie unwahr ist. Alle jene, welche den „Spiritismus"
als amerikanischen Humbug verschrieen haben, alle jene,
welche unsere Medien als Betrüger verdächtigt haben, alle
jene, welche die überzeugten Geisterforscher als Düpirte
und Verrückte bezeichnet haben, alle jene, welche so genau
wissen, dass der „Spiritismus" nicht wahr sein kann, weil
er gegen die „bekannten Gesetze der Natur" (sollte heissen:
gegen die spekulativen „Gesetze" der mechanistischen Weltanschauung
) verstösst, fordere ich auf, das empiristische
Grundprinzip der naturalistischen Geisterlehre zu widerlegen
. Zum Gegenbeweise bedarf es keiner Erfahrung im
Mediumismus, denn das galomalistische Grundprinzip ist
aus Thatsachen der allgemeinen Experimentalwissenschaft,
die jedem zugänglich sind, induzirt. Ueberhaupt sind Aussagen
von Geistern*) nicht als Argumente angeführt.
*) Die geehrte Redaktion scheint sich darüber zu vergnügen,
dass ich mit dem „alten Kant* (ich habe diesen Ausdruck nicht gebraucht
) viele Begegnungen gehabt haben will. [Der von uns citirte
Artikel des Herrn Verf. im Dez.-Heft der „Spir. Rundschau* v. J.
beginnt wörtlich wie folgt: „Der deutsche Philosoph J, Kant ist bereits
seine 177 Jahre alt, aber er ist noch immer „der Alte",
bemüht, der Philosophie einen Dienst zu erweisen" u. s. w. —
und nun will er im Ernst bestreiten, „vom alten Kant" gesprochen
zu haben! — Red.J Sind sie weniger möglich, als Begegnungen
mit meiner Grossmutter? Der betreffende Bericht mag ihm
„völlig werthlos erscheinen", aber er war ja auch nicht für
seine Zeitschrift geschrieben, sondern für eine ausgesprochen
spiritistische, die auf dem Standpunkte steht, dass das Berichtete
möglich [Haben wir das bestritten? — Red.| and unter den
gegebenen Umständen wahrscheinlich ist und es nur noch meiner
Glaubwürdigkeit, die auch in Ordnung zu sein scheint, bedarf, um
es für jene Zeitschrift völlig werthvoll erscheinen zu
lassen. Die Arbeit, in jedem derartigen Berichte alle „Vorsichtsmassregeln
gegen Betrug" etc. zu erzählen, lehne ich dankend ab.
[Schade! Dann bleiben solche Berichte eben wissenschaftlich
werthlos. — R e d.J Sie würde bei theoretischen Gegnern | — Dass
Verf. den Redakteur zu diesen nicht rechnen darf, scheint ihm vergeblich
auseinandergesetzt worden zu sein! — Red.| auch ganz
nutzlos sein; denn das, was „gegen die bekannten Gesetze der
Natur" ist, ist auch unter den wissenschaftlichsten Sitzungsbedingungen
„Betrug". [Das sind leere Worte und Redensarten anstatt
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