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562 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1902.)
Die Einwendungen, welche die Redaktion gemacht hat,
sind meistens [!-— Red.] etymologischer Natur. Um ein besseres
Verständniss zu erzielen, hatte ich einigen Wörtern kurze
etymologische Erklärungen beigefügt. Die Redaktion überschätzt
die Bedeutung des „Geist = Gast", wenn sie bemerkt,
dass es ihr „immer sehr gewagt erscheint, eine philosophische
Theorie auf solche Ableitungen zu gründen.44 Es
ändert an der neuen Theorie der Geister nichts, wenn alle
erwähnten Etymologien falsch sein sollten; nur müssten dann
andere Wörter gewählt oder geschmiedet werden, um diese
Theorie zum Ausdruck zu bringen. Dass die Redaktion in
den deutschen [! — Red.] etymologischen Büchern keine Nachweise
für die vorgeführten Etymologien gefunden hat, zeigt
nicht, dass sie falsch, sondern dass sie neu sind. [Mit einem
Nicht-Philologen weiter über diese Fragen zu diskutiren,
wäre in der That nutzlose Raumverschwendung. — Red.] In
der englischen Sprache ist der Nachweis, dass das moderne
ghost von ghast, das die Sachsen als germanische Bezeichnung
eines Geistes brachten, und dass das moderne
guest (jetzt für Gast stehend) von gest, das die Angeln
brachten, abstammen, erwiesen und unwiderlegt. Noch
vor 1000 Jahren nannten die Angelsachsen einen Geist
einen ghast. Für die opferfreudigen Germanen war er
in erster Linie der Gast ihrer Opfermahle. Von der
englischen schliesse ich nun auf die deutsche Schwestersprache
. Es besteht das Sprachgesetz, dass in germanischen
Wörtern mit einem mittleren a dieses in der englischen
Sprache zu einem o und in der hochdeutschen zu einem ei
werde; z. B. werde ham zu home und Heim, st an zu
stone und Stein, hal zu whole, holy und heil,
heilig, u. s. w. In derselben Weise wurde ghast zu
ghost und Geist. [Dies Alles wurde doch von uns mit
keiner Silbe bestritten! — Red.] Im Deutschen ist dies
ebenso leicht verständlich als dass aus Gästlein (gastle —
ein als Bürgschaft zu Gast weilendes Königskind) ein
Geisel oder Geissei wurde. Den Nachweis für „ Geist-Gastu
in deutscher Sprache, ohne Umweg durch die englische,
zu erbringen, muss ich deutschen Forschern überlassen. [!]
Ueber die Bedeutung des Spiritualismus (nicht „Spiritismus
") und seines Unterschiedes vom Mentalismus oder
Idealismus kann ich ebenfalls nur Andeutungen machen;
sachlicher Beweisführung! — Red.j Die ganze Schwierigkeit liegt
eben an jenen mechanistischen „bekannten Naturgesetzen", von
denen ich sage, dass sie unwahr sind, denn eine Naturkraft nimmt
nicht gleichförmig, mechanisch oder arithmethisch, sondern
geometrisch, logarithmisch zu, wie ich bewiesen habe. 1),
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