http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0587
576 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 9. Heft. (September 1902.)
seine Zustimmung zu der neuen Methode der Befragung
ertheilt, so klopft er jetzt bei der Zahl, in deren Viertel
der gewünschte Buchstabe sich befindet. So hat man, anstatt
24—28, nur noch 6—7 Buchstaben (je «ach dem Alphabet)
abzuzählen. Ueberdies braucht man, wenn nach Konsonanten
ein Vokal erforderlich wird, nur noch die Vokale abzusagen.
Aus dem Umstand, dass, wenn mehrere „Geister" sich in
einer Sitzung anmelden, einzelne derselben mit Leichtigkeit
auf dieses vereinfachte Verfahren eingehen, während andere,
weniger intelligente, nicht zu begreifen scheinen, was man
von ihnen wünscht, zieht das „aristokratische Medium"
überdies den — uns freilich etwas gewagt erscheinenden —
Schluss, dass die durch Tischklopfen gegebenen Antworten
nicht vom Unbewussten, bezw. dem Unterschwellenbewusst-
sein der Versuchsperson ausgehen können, weil man nicht
annehmen könne, dass diese „hypothetische Persönlichkeit"
das gleiche System nicht mehr anzuwenden vermöge, das
sie einen Augenblick vorher noch virtuos handhabte, wogegen
die Annahme einer Mitwirkung desinkarnirter Wesen von
verschiedener Intelligenzstufe doch weit wahrscheinlicher,
bezw. vernünftiger sei. — Der Schlussartikel Vesme's über das
bisherige Leben der Prinzessin in Nr. 2 von „Le Messager"
behandelt noch eingehend ihre im Trancezustand erzielten
allegorischen Zeichnungen und meisterhaften Pastellbilder
, u. a. ein prachtvolles Porträt Johannis des
Täufers, ferner das von uns 1. c. schon besprochene wohlgetroffene
Bildniss der (von ihr nicht gekannten) verstorbenen
Gattin des „Overassistent" Georg Larsen nebst dessen zu
Kopenhagen am 22. August 1900 hierüber ausgestelltem
Certifikat, sowie ein solches der schwedischen Gräfin Amelie
Gyllensvärd über eine ähnliche automatisch erzielte Zeichnung
ihrer am 24. Februar 1893 verstorbenen Freundin Mlle. Helen
Dickson aus Gothenburg, endlich einen detaillirten Bericht
über die in Anwesenheit des genannten Herrn Larsen, der
Gräfin Moltke, des Fräulein Frisk von Stockholm und der
Fürstin Kar ad ja zu Berlin mit Frau Abend bei vollem Licht
abgehaltenen „Materialisationssitzungen", über deren zweifelhaften
Werth wir uns jedoch bereits im Mai-Heft S. 303 u. ff.
des Näheren geäussert haben.
c) Zur Thätigkeit des Unbewussten im Traume,
wovon wir im August-Heft einen im eigenen Familienkreis
erlebten Fall berichteten, der in der „Voss. Ztg." und in
der „Tägl. Rundschau" vom 6. August er. Abdruck fand,
hatte Herr Prof. Dr. Rieh. Ahegg in Breslau die grosse
Liebenswürdigkeit, uns ein ähnliches, selbst erlebtes Beispiel
mitzutheilen. Das von Breslau (Kaiser Wilhelmsstr. 70) am
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0587