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Dank mar: Geistige und soziale Strömungen ete. 591
sonderbare Logik! — Im IL Briefe bespricht er die Stellung
des Alten Testaments zur Hexerei und meint bei Besprechung
der Todtenbeschwörung der Hexe von Endor, dass der
Wille des Allmächtigen an die Stelle der von der Hexe
beabsichtigten Erscheinung, den Geist Samuels in dessen
irdischer Gestalt oder irgend ein segenbringendes Wesen,
den Boten göttlichen Willens in der Gestalt des verstorbenen
Propheten, treten Hess."*) Natürlich hält er die Wunder
für Aufhebungen der Naturgesetze und nimmt an, dass die
falschen Götter der Heiden — Dämonen gewesen seien, was
schon einige Jahrhunderte früher bekanntlich ein grosser
Kirchenvater ebenfalls meinte. Auch Milton, der gleichfalls
dieser Meinung ist, führt er an und citirt ein herrliches
Gedicht desselben, in welchem der Gedanke ausgedrückt
ist, dass die Menschwerdung des Heilands die dämonischen
Gewalten, Orakel u. s. f. verstummen gemacht habe/1 S. 104
steht; „Den eigentlichen Sinn des Wortes „Besessenheit"
vermögen wir nicht zu deuten, doch halten wir eine solche
Besessenheit f>ir eine fürchterliche, keineswegs natürliche
Krankheit" Wie Ironie muthet es an, wenn er meint, dass
die Kraft der Wunderwirkung der christlichen Kirche wahrscheinlich
zur Zeit der Thronbesteigung Constantiris entzogen
worden sei; weiss man doch, dass von dem Augenblicke
(312) an, als das reine Christenthum sich den Gelüsten des
meuchelmörderischen Sohnes- und Gattenmörders Constantin
preisgab, dieses aus Liebedienerei für den Staat und seine
Machthaber die Lehre Christi verfälschte und fortab, als
Staatsreligion, ein Hauptwerkzeug weltlicher Herrschaftsgelüste
wurde. Von Ueberbleibseln altkeltisch-heidnischen
Glaubens in Schottland erfahren wir im III. Briefe. So
glauben die Schotten an die Existenz eines Kobolds „Ourisk",
mit Bockfüssen, Hörnern, Hufen, Schwanz in Gestalt Pan's
oder eines Satyrs. Dieser „Ourisk" sollte in der romantisch
schönen Gegend von „Loch Katrine'1 hausen, welche Ge-
birgswelt ja derselbe Scott so einzig schön gleich zu Beginn
des III. Gesanges des „Fräulein vom See" besingt („des
Sommermorgens Widerschein — verkehrt das Blau von Loch
Katrine — in Purpur" u. s. f.) — Dem Feenaberglauben
widmet unser Autor im IV. Briefe seine Aufmerksamkeit,
wobei auch erbauliche Geschichten (aus Glanvit) über Ent-
*) Der Talmud legt das Erschrecken der Hexe SauFs anders aus.
Tractatus chagiga 4b steht: „Als Samuel erweckt wurde, glaubte er,
er werde vor das jüngste Gericht geladen und nahm Moses als Fürsprecher
mit sich. Daher heisst es'(I. Sam.28,13): „Ich sehe Götter
aus der Erde steigen." (Dr. Gideon Brecher: „Das Transscendentale,
Magie und magische Heilarten im Talmud* § 27.)
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