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592 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1902.)
führungen durch solche vorkommen. Auch die Liebschaft
Thomas v. Erceldonntfs mit der Feenkönigin wird erzählt.
Thomas, der am Huntly Ufer lebte und schlankweg >,Le
Rymour" genannt wurde, genannt der ,,Reimer", weil er
eine Romanze über „Tristrem und Yseult" verfasst hat,
galt auch als Hellseher und Zauberer, und die Familie der
LearmontW% leitet ihren Ursprung von ihm her. — Auch der
folgende Brief handelt über Feen. Ausserdem wird von einer
genau eingetroffenen Weissagung über die Ermordung
Jakob'% L von Schottland berichtet. Es werden Hexenprozesse
erzählt, bei denen, trotzdem man den Angeklagten
blos H e i 1 erfolge nachsagen konnte, doch das Protokoll die
düstere Schlussbemerkung: „Convicta et eombusta" trägt.
— S. 228 ff. werden Fälle von Bilderzauber und „trans-
plantatio morborumtt angeführt. — Vom VI. Briefe ist zu
sagen, dass wir einigen spezifisch englischen Spukgest alten,
wie dem „Mann in der Eiche'S der identisch mit unserem
Erlkönig ist, ,,Kitt mit dem Leuchter" und vor Allem dem
Puck oder Robin Gooäfeilorv begegnen, den wir auch bei
Shakespeare treffen. Zum Schluss wird der Kampf eines
Wierns, Scott u. s. f. gegen Bodin, Remigius u. s. f. gegen und
für die Hexen Verfolgung in der Mitte des 16. Jahrhunderts
geschildert, wobei aber der Thätigkeit eines Agrippa v. Nettesheim
gar nicht Erwähnung gethan wird. Im VII. Briefe
wird auch des teuflischen Schachzuges der katholischen
Kirche Erwähnung gethan: Ketzerei und Hexerei zu verschmelzen
; es wird der katholische Schriftsteller Monstrelet
citirt und dessen bekannte Erzählung über den Hexenprozess
zu Arras, anno 1459, also 25 Jahre vor der berüchtigten
Bulle von Innocenz VI IL, erwähnt, welcher Hexenprozess,
unter Vorsitz des Inquisitors Pierre de Broussart, sich einfach
gegen Ketzer, gegen die Waldenserei (Vaudoisie) richtete*)
Ganz merkwürdig muss es berühren, dass Walter Scott nicht
die Verfasser des „Hexenhammers" kennt; er nennt nach
Hutchison — einen gewissen Mengho als Verfasser! Am
Schlüsse des Briefes werden aus de Lancre Werwolf-
geschichten erzählt. —
War in katholischen Ländern die Hexerei oft mit der
Haeresis verbunden, so ist sie es, dem Charakter des
Protestantismus entsprechend, im protestantischen England
mit politischen Verbrechen. Scott giebt interessante Aufschlüsse
daiüber, wie sich die Katholiken, die Calvinisten,
*) Diesen Hexenprozess zu Arras berichtet ausführlich
E. fK Hauber: „Bibl. mag." I, 2, 64 ff. — Wir haben seiner in Theil B
anlässlich Tiech's Novelle: „Der Hexensabbath" Erwähnung gethan.
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