Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 602
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0613
602 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1902.)

„Wo Licht ist, müssen auch Menschen sein!" Nun erklommen
wir die Höhe, ich immer voran. Als ich oben war, sah ich
vor mir eine ganz aus weissem Marmor gebaute Kirche,
strahlend hell erleuchtet; schnell trat ich hinein und hörte
von einer unsichtbaren (Gemeinde singen: „Ach, bleib' mit
deiner Gnade, bei uns Herr Jesus Christ, dass uns hinfort
nicht schade des bösen Feindes List!tt Meine Begleiterin
war inzwischen auch in die Kirche getreten, und indem ich
dieselbe ermunterte, mitzusingen, sang ich mit so heller
Stimme das Kirchenlied, dass ich darob erwachte. — Im
Laufe des folgenden Tages erzählte ich diesen Traum der
bei mir wohnenden Bekannten, und auf ihre Frage nach
der etwaigen Bedeutung desselben sagte ich: „In die Kirche
gehen ist, sich in Gottes Schutz stellen, das Ueberschreiten
der Felsen ist Ueberwindong von Gefahr." Sonderbarer
Weise hatte diese Dame in eben dieser Nacht auch von der
Kirche geträumt, und erzählte nun ihrerseits: sie war in der
Kirche, die matt erleuchtet war und schliesslich ganz dunkel
wurde; plötzlich öffnete ein Herr von aussen die Kirchenthür
und rief die Dame heraus. Bei dem Heraustreten aus der
Kirche erwachte die Betreffende. Nach meiner Deutung
befragt, sagte ich: „Aus der Kirche treten, ist nicht gut;
wer Gott verlässt, der ist verlassen!*1 Schor am folgenden
Morgen kam ein Brief von dem Empfänger der Ansichtskarte
, in Folge dessen die Sache zu Ungunsten der Bekannten
aufgeklärt wurde.*) —

Wenn ich bisher von Ahnungen im Schlafe als von
Ahnungsträumen gesprochen habe, so mögen nun Ahnungen
im wachen Zustande von weit auseinander liegenden Zeitpunkten
folgen. Am letzten Himmelfahrtstage, am 8. Mai 1902,
war ich am Vormittag allein zu Hause, die Sonne schien
hell in mein Zimmer. Da durchbebte plötzlich ein banges
Zittern meinen Körper und mit offenen Augen sah ich vor
mir eine ganze Stadt mit Feuer beschüttet, das kuppeiförmig
darüber lag, ich hörte unendliches Jammern und jammerte
unbewusst mit: „Mein Gott, eine ganze Stadt brennt, alles
verbrennt, Niemand hilft!" Ich fühlte die Angst eines solchen
Unglücks in mir, dann aber schalt ich mich selbst über
solches Unbegreifliche, trat ans Fenster, sah in den Garten,
fasste meinen Kopf und sprach zu mir selbst: „Was ist mir?
Ich bin doch gesund, ich sehe ja die Häuser, die Leute auf
der Strasse „ und dennoch — die brennende Stadt sehe ich
auch!" Dann verging dies unheimliche Bild. Darnach kam

*) Dieser Traum wäre also zu den symbolischen zu rechnen.
— Red.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0613