Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 625
(PDF, 221 MB)
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Reich: Persönlichkeit and Ewigkeit. 625

Seele ohne Ausnahme ist Gott. Fortschreitende Entwicklung
bringt das zum Bewusstsein, was im unbewussten
Seelensein sich ausgestaltet. Somit müssen Philosophie und
Religion fortschreitend sich vervollkommnen, dadurch den
Willen veredeln und auf diese Weise zur Veredelung der
Rasse beitragen.

§ 20.

Es giebt kein Geschöpf, welches nicht glaubte, also nicht
Hypothesen bildete, und das es vermöchte, ohne Glauben,
ohne Hypothese, auch nur von heute bis morgen zu bestehen
. Glaube und Hypothese, von gleicher Natur, gehören
ebenso der Philosophie wie der Religion an und machen
Grundsäulen der einen wie der andern aus. Entwickelung
von Geist und Gemüth, von Philosophie und Religion, ist
aus mehreren Gründen nicht ohne Glauben möglich; denn
dieser selbige macht, als Wahrscheinlichkeit, den festen
Boden und das Mittel aus, auf welchem und durch welches
Entfaltung des einen aus dem andern erfolgt und weiter
auch zum Bewusstsein des Forschers gelangt. Keine
Wissenschaft käme ohne Hypothese vorwärts, keine Abstraktion
wäre ohne Fürwahrhalten möglich, und soziales
Leben Hesse in keiner seiner Gestaltungen ohne Glauben
sich denken.

Wenn man Philosophie auf Grund des positiv Gewussten
erbauen und von Hypothese Abstand nehmen wollte, könnte
man gar nichts erbauen; denn des ganz positiv Gewussten
giebt es wenig und ohne Hülfe des Wahrscheinlichen, also
des Geglaubten, Hesse auch dieses wenige Positive geistig
niemals sich entdecken und verwerthen. Demgemäss könnte
so für die Religion keine metaphysische Grundlage erworben
werden, und diese ist doch unerlässliche Voraussetzung alles
moralischen und religiösen Seins und Thätigseins.

Gäbe es weder Philosophie noch Religion, so gehörte
Civilisation zu den Unmöglichkeiten; ja noch mehr: von
Zeugung und Entwickelung bewusster Wesen könnte niemals
die Rede sein. Zeugung und Entwickelung sind, ihrem
Wesen und ihrer Ausführung nach, seelische Akte, und
jeder seelische Akt gründet sich auf Erkennen und Wohlwollen
, Mitfühlen, demnach auf Philosophie und Religion.
Dass, unter schlimmen Verhältnissen der Entartung Erkennen
zu Verkennen, Sympathie zu Antipathie sich verwandeln
, kommt hier nicht in Betrachtung; das Heilbestreben
der Natur drängt immer und überall, ungeachtet aller
Hemmnisse, zw Wiedergewinnung des normalen Zustandes.


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