Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 633
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Hoff mann: Ist der Traum eine besondere Bewnsstseinsform? 633

sicher lange Zeit erfordert). Ist er zu Ende, so hat er im
Geiste einen langen Zeitraum durchlebt, und der Uhrzeiger
hat sich vielleicht einmal im Kreise gedreht.

Oder schauen wir einem Kinde zu. Es spielt mit
seiner Puppe. Da thut es, als ob sie erkrankte. In seinem
Vorstellen sitzt es vielleicht lange Zeit am Krankenlager,
und in Wirklichkeit verfloss etwa eine Viertelstunde.

Noch ein Beispiel: Da sitzen zwei Liebende auf dem
grünen Anger. Sie plaudern, und ihnen dünkt die Zeit
schrecklich kurz, die sie bei einander verweilten; that-
sächlich ging aber ein ganzer Nachmittag hin. Hier haben
wir sogar einmal das Entgegengesetzte, eine lange Zeit
erscheint kurz. Dass die Zeit des Zusammenseins der Genannten
recht intensives Leben in der Sinnenwelt war,
wird kaum jemand bezweifeln. (Liebende haben ja eben
das Gefühl der Ewigkeit ihrer Liebe, so dass ihnen die
Schranken der Raum- und Zeitvorstellung vorübergehend
schwinden. — Red.)

Doch abgesehen davon lassen sich noch eine Menge
Gründe anführen, die gegen Böhmens Hypothese sprechen:

I. frage ich: Wie ist es möglich, dass dieses Traumleben
so ohne allen Zusammenhang ist? Wäre es wirklich
so, dass wir im Traume in eine andere Bewusstseinsform
übergehen, so müsste eine fortlaufende Reihe von Erlebnissen
zu verzeichnen sein, die sich alle aus einander
erklären und in gewissem Zusammenhang stehen. Vergegenwärtige
sich doch jemand einmal die Träume der
letzten Nächte und frage sich: Wie könnte ich hier einen
Zusammenhang finden? Vergebliche Mühe! Bei mir wenigstens
. Da träumte man am 1. Tag der Woche, man
kämpfe in den Reihen der Buren mit, am 2. Tage sah man
sich im Traume auf der Schulbank sitzen , am 3. endlich
war man zur Tafel geladen, und als man den Löffel mit
der köstlichen Krebssuppe zum Munde führen wollte, erwachte
man. Es wäre eine grossartige Preisaufgabe für
Schriftsteller, hier einen logischen Zusammenhang auszudenken
.

Der Theosoph wird natürlich einwenden, dass zwischen
den einzelnen Träumen Nächte vergehen, in denen man
glaubt, nicht geträumt zu haben. Oder er wird sagen, dass
man sich nur eines Theiles der Träume erinnere. Zum
Beispiel erinnere man sich niemals dessen, was man im
Tief schlaf träumte. Dass man da nicht träumt, wird sich
kaum strikte beweisen lassen. Aber eine noch so lange
Reihe zwischenliegender Träume wird doch z. B. zwischen
den Träumen (man ist z. B. Chemiker — und man sitzt

Psychische Stadien. Oktober 1902. 41


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