Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 635
(PDF, 221 MB)
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Hoffmann: Ist der Traum eine besondere Bewusstseinsforin? 635

IV. Wäre der Traum wirklich eine andere Bewusstseinsforin
, so mtissten folgerichtig auch alle die Personen,
die in dem Traume der einen auftreten, das Gleiche
träumen, natürlich in der Rolle, die ihnen im Traume der
ersten zukommt. Wie unendlich selten ist das aber der
Fall. Meine Erfahrungen auf fraglichem Gebiete weisen
keinen einzigen auch nur ähnlichen Fall auf.

V. Dieser Punkt endlich ist wohl der wichtigste und
verneint und widerlegt auf das bestimmteste Böhmes Behauptung
. Ich frage: Hat man denn im Traum wirklich
eine andere Anschauung? — Als Vorfrage muss ich noch
aufwerfen: Hat man überhaupt eine Anschauung (in des
Wortes wahrer Bedeutung) ? Ich verneine das entschieden,
denn während des Schlafes hat man eben die Augen geschlossen
, von einer Anschauung (im Wortsinn) ist also
nicht die Rede. Man wird entgegenhalten: Die Seele hat
doch (auch ohne Vermittelung des Körpers) die Fähigkeit,
Dinge innerlich anzuschauen, vermöge des Fernsehens insbesondere
. Hier würde ich entgegnen: Wie kommt es
dann, dass die Seele den eigenen Körper stets im Traum
sieht und dass sie das Gefühl hat, als wirke sie an der
Stelle, vielleicht fern von der Ruhestatt des Körpers, wo
der Traum gerade spielt, durch den Körper? Das Wort
Anschauung müsste also mindestens ersetzt werden durch
„Vorstellung.44 — Aber auch dann noch bleibt Böhme? s
Behauptung, dass die Vorstellungen andere seien, als in
der Sinneswelt, unbewiesen und absolut der Erfahrung
widersprechend. Hat irgendwer vielleicht im Traum etwas
gesehen, was man in der Sinnen weit nie sieht? Man wolle
mich nicht missverstehen. Neue Kombinationen bereits
gehabter Vorstellungen treten natürlich im Traume auf
(genau wie in der Phantasie im wachen Zustande). Etwas
absolut Neues bezw. Anderes wird man im Traume sicher
nicht sehen!

VI. Nur nebenbei sei noch angefügt: Böhme sagt:
„Wir sterben jeden Abend für die Sinneswelt.41 Müssten
sich da nicht Vergleichspunkte heranziehen lassen? — Beim
leiblichen Tod bemerken wir nicht selten einen Kampf, fast
stets eine gewisse Angst. Finden wir das bei dem alltäglichen
sogenannten Absterben auch nur in geringem Masse?
Nein! Friedlich, unbesorgt schlummert man hinüber ins
Reich der Träume. Doch das* wie gesagt, nur beiläufig.
Ich bin nun wohl schuldig, meine eigene Definition des
Traume 8 zu geben. Ich fasse ihn auf als ein Reproduziren
früher gehabter Vorstellungen, welche die Phantasie aneinanderreiht
und vereinigt, und zwar so, dass sie wie ein


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