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B38 Psychische Studien, XXIX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1902.)
Werk zu beendigen, so wird meine Frau, nach meinem
Tode, Ihnen das Manuskript in meinem Auftrag zusenden.
(Eine gewisse Anzahl von Kapiteln „über die Kraft" wird
inzwischen im „Archiv für syst. Philosophie" erschienen
sein). Und so bitte ich Sie denn, im Namen der Achtung
und des Vertrauens, welche Sie mir, trotzdem wir uns
persönlich nicht kennen, einflössen, sich dieser Handschrift
anzunehmen und das in ihr Niedergelegte tür die Oeffent-
lichkeit zu verwerthen. Vielleicht finden Sie selbst oder eine
andere Vertrauensperson die Zeit, das schon Geschriebene in
eine für den Druck geeignete Form zu bringen. Sollten
ganze Seiten oder Kapitel neu hinzugesetzt werden, so wird
deren Verfasser natürlich dafür sorgen, darüber in einer
Anmerkung zu berichten. Leider ist die Handschrift meines
Brouillons theilweise schwer leserlich; ferner hat meine
Gewohnheit des Hineinklebens von Zusätzen manches für
Andere Unbequeme; endlich finden sich in diesem Manuskript
Bruchstücke von Aufsätzen, die eigentlich nicht dahin
gehören, die übrigens fast durchweg durch eine andere
Paginirung kenntlich sind. Auch sollte das schon fertig
Geschriebene noch einer definitiven Revision unterworfen
werden, auf welche ich nunmehr, falls es schlecht geht, nicht
mehr rechnen kann. . . Auch steht es Ihnen frei, dem
Werke einen anderen Titel zu geben. ..
Von hier reise ich noch per Dampfer nach Omsk (Gouv.
Tobolsk), der Residenz des westsibirischen Generalgouverneurs,
wo ich noch einige neuere Heilmethoden zu brauchen gedenke.
Falls diese fehlschlagen, werde ich die Reise wohl nicht
mehr fortsetzen. — (Der mit zitternder Hand geschriebene
Brief zeigt hier und an anderen Stellen deutliche Thränen-
spuren.) Mit heizlichem Händedruck verbleibe ich Ihr vielleicht
bald gelebt habender Mitarbeiter Dr. N. v. Seeland, kais.
russ. Generalarzt a. D.
P. S. Sollte mein hinterlassenes Manuskript in Deutschland
zum Drucke kommen, so würde ich wohl sehr wünschen,
dass das Werk — ev. auf Veranlassung von Herrn Staatsrath
Aksakoff — auch in russischer Sprache erscheinen würde."
Unterzeichneter wird es, wenn die schlimmen Befürchtungen
des hochverehrten Forschers sich, was wir nicht
hoffen, inzwischen verwirklicht haben sollten, selbstverständlich
als eine heilige Pflicht betrachten, sobald das für die
Wissenschaft jedenfalls werthvolle Manuskript in seine Hände
gelangt, sich desselben nach besten Kräften anzunehmen
und, falls je die Herausgabe in Buchform sich als undurchführbar
herausstellen sollte, die psychologisch interessantesten
Kapitel in den ^Psyeh. Stud." allmählich zum Abdruck
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