http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0657
646 Psychische Studien, XXIX. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1902.)
vier Hexen und endlich 1640 am 7. September eine Hexe,
im Ganzen fünf Zauberer und vierunddreissig Hexen, also
neununddreissig Peisonen. Zu Herborn betrug in dieser
Zeit die Gesammtzahl sechsundneunzig, zu Driedorf dreiundzwanzig
, zu Diez dreiundvierzig, zu Camberg sieben,
zu Kirberg vier, zu Wehrheim neunzehn, also 231 Personen
innerhalb weniger Jahre und in einem kleinen, verhältniss-
mässig aufgeklärten Landstrich. Die Hexe von Wallenfells
vermachte ihr Vermögen dem Almosenkasten zu Eisenroth
und Dillenburg. Drei Hexen soll der Teufel im Gefängniss
den Hals gebrochen haben. Vom Jahre 1642 an bekam
die Hexenverfolgung einen gewaltigen Stoss. Und das ging
so zu: Eine Frau aus Eibach hatte den Dr. Hoen, Rath
und Sekretarius zu Dillenburg, als einen Hexenmeister mit
angegeben, „der dem Tanze beigewohnt und sich nicht nur
betrunken, sondern auch sonsten ungezogen aufgeführt
haben sollte. Nun ein vornehmer Rath und der geheime
Schreiber seines Herrn ein Hexenmeister." Da war es
natürlich Zeit, den Hexenprozessen Einhalt zu thun! —
Der Einsender dieses Auszugs bemerkt dazu noch, nicht
ganz mit Unrecht: „Die modernen „Hexen" und „Zauberer",
vulgo Medien und Spiritisten, werden zwar heutzutage
nicht mehr verbrannt, aber doch vielfach mit kaum verminderter
Gehässigkeit verlästert und verfolgt, weil sie
Thatsachen glauben und vorführen, die manchem sich klug
und weise dünkenden Herrn unbequem erscheinen.14
Xiitteraturbericlit.
Berichterstatter für sammtliche Litteratur des In- sowie Auslandes ist Hofrath
Dr. fVemekke in Weimar, an welchen auch alle Rezensionsexemplare einzusenden
sind. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die in
den Besprechungen ausgesprochenen Ansichten.
A. Bücherbesprechungen.
Christentum, Ethische Kultur und Soziale Frage. Von
Carl von Schmidtz. — Reformveriag Haimhausen (Bayern).
Seit JSieizsche ist das Bedürfniss nach wahrer, ethischer Kultur
in unseren gebildeten Kreisen immer mehr erwacht. Viele Mittel sind
versucht worden, um durch wahre Ethik den inneren Menschen ins
Gleichgewicht mit der äusseren Kultur zu bringen. Wozu hat es
geführt? Zu nichts! Abgesehen von einzelnen Wenigen, die in ethischer
Beziehung sehr hoch stehen, leidet alles unter der Hast und dem
Rennen der sog. Kultur, die aber nur eine vegetabile (äusserliche)
und nicht die des Herzens ist. Und erst in sozialer Beziehung! Wie
leiden wir unter den Verhältnissen unserer Zeit trotz allen sog.
Fortschrittes! Woher Hilfe? so fragt der Verf. und weist hin auf
Jesus von Nazareth, welcher die Menschen erlöse aus der Sklaverei,
der Tretmühle des Alltagsgeschäftes und sie zu freien Kindern
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0657