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Reinhard: Allerhand Okkultes aus Indien und Ceylon. 661
Geistes." Wenn sie so sprach, redete sie von sich immer
in der dritten Person, und bezeichnete sich in einem verächtlichen
Ton als Meki, d. h. dieses Weib. Einige ihrer
Aussprüche lauteten folgendermassen: „Ich habe lange nach
einer günstigen Gelegenheit gesucht, um von dieser da
Besitz zu ergreifen; allem es fand sich keine günstige Zeit
dazu" ... u. s. w. Gefragt, aut welche Weise es dem „Geist"
(Perethaya) schliesslich geglückt sei, sie in Besitz zu nehmen,
sagte sie: „Die Mutter dieses Weibes (mekige amma) war
gerade in ein Leichenhaus gegangen, und nun wusste ich,
dass für mich eine günstige Gelegenheit gekommen war.
Diese da schlief gerade; ich kam und rief sie aus dem Bett
heraus, um ihr etwas zu geben. Sie willigte ein und gehorchte
; trotzdem konnte ich sie damals nicht unter meine
volle Gewalt bringen; dies gelang mir erst am folgenden
Tag, wo ich ihr mit zwei Verbündeten (einer davon ist der
Gopolla) einen Blutstropfen aus dem Knie entzog, und sie
dann für mein erklärte." Die Familie der jungen Dame ist
katholisch. Man schickte also nach dem Geistlichen des
betreffenden Bezirks; dieser kam, sprach einige Gebete und
spritzte Weihwasser über sie aus. Dies hatte jedoch gar
keine Wirkung. Man nahm nun zum Teufelstanz und ähnlichen
Ceremonien seine Zuflucht; allein auch diese erwiesen
sich als nutzlos. Bei einem dieser Teufelstänze entriss die
Kranke einem der Tänzer eine brennende Fackel, und er,
der „Geist", schwor bei dieser Flamme, dass er niemals von
ihr weichen werde, es sei denn, dass man seine Wünsche
erfülle. Befragt, was dies für Wünsche seien, erwiederte er:
„Unterhaltet 17 Brahaminen ,*) und dann will ich Sonntag
früh um 6 Uhr friedlich abschweben. Der Gipfel meines
Glückes wäre es allerdings gewesen, diese da zu behalten.
Dies wird für mich nicht mehr möglich sein, sobald ihr
meine Wünsche erfüllt." Als sie gefragt wurde, wer denu
die Brahaminen seien, beschrieb sie einen buddhistischen
Priester, der sie am selben Tag besucht und den sie freundlich
behandelt hatte. Die Frage eines Anwesenden, ob
Pirith, d. h. buddhistische Hymnen recitirt werden sollen,
wurde bejaht. Die Eltern des Mädchens versprachen, die
Forderungen erfüllen zu wollen, worauf die Aeusserungen
einen anderen Ton annahmen. Eine Aeusserung, die oft
von den Lippen des Mädchens gekommen war, ehe noch der
angebliche Spirit das Versprechen gegeben, es wieder verlassen
zu wollen, lautete: meki aragana mama yanawa, d. h.
ich werde dieses Weib mit fortnehmen; diese Worte pflegte
*) Im englischen Original: ßrahamins (nicht Brahmins.)
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