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Deinhard: Allerhand Okkultes aus Indien und Ceylon. 665
erhalten, das er mir gezeigt hat, worin ihm dieser mittheilt,
dass seine ganze Familie an den Pocken darnieder liege.*)
Der Clairvoyant ist also jedenfalls kein Gedankenleser.
Als ich dann nach Hause kam, fand ich meine Gattin
auf dem Bett liegend in grossen Schmerzen. Ich sandte
nach dem Arzt und dieser konstatirte eine ziemlich schmerzvolle
Unterleibskrankheit.
Der Clairvoyant hat mir noch gesagt, er könne den
„evil spirit" bannen und — so unglaublich die Sache auch
klingen mag — in eine Metallröhre einkapseln, und wenn
diese dann ms Meer versenkt würde, so würde aller Spuk
aufhören, die Krankheiten würden verschwinden u. s. w."
Soweit der Bericht über diesen Fall von — man wird
wohl sagen müssen, schwarzer — Magie. Denn hier von
einfacher Clairvoyance reden zu wollen, dies geht wohl nicht
an. Allem Anschein nach handelt es sich dabei um die
magische Beherrschung niederer Astralwesen, sogenannter
Elementarwesen. Wozu sonst der ganze umständliche Hokus-
Pokus beim Beginn des Vorgangs? — Üb es dem betreffenden
Magier gelungen ist, jenen „evil spirit", den er Brahasbuii
nannte, in ein Metallrohr einzukapseln? Der Leser wird über
diesen an den Homunculus im „Faust" erinnernden Vorgang
gewiss gern Näheres erfahren wollen, — eine sehr begreifliche
Wissbegier, die zu befriedigen jedoch einer späteren
Mittheilung vorbehalten bleiben muss.
Derselbe Berichterstatter erzählt von demselben Magier
noch eine andere Leistung: Ich versuchte den bekannten
Hagenbeck, der ja öfters Karawanen fremder Völker nach
Europa bring*, zu bewegen, jenen Magier mit nach Europa
zu nehmen. In Folge dessen wurde von dem Mann hier viel
gesprochen und ein Freund von mir Dr. JET. K. (Hafenarzt
von Üolombo) ging zu ihm hin. Kaum hatte der Magier
seinen Hokuspokus begonnen und in den schwarzen Fleck
geschaut, als er aufsprang und schrie: „Hinaus mit dem
Menschen da aus meinem Haus! Machen Sie, dass Sie fortkommen
und Ihr Testament machen! Auf Ihrem Gesicht
steht der Tod geschrieben! Schnell fort mit Ihnen, berühren
Sie mich nicht! Hinaus mit Ihnen! Auf Ihrem Gesicht
steht der Tod geschrieben!44 — Es lässt sich denken, dass
Dr. K. sehr erschrak, als er dies hörte. Er ging auch
wirklich zu einem Notar Namens A. (einem Freund von mir,
der mir die Sache dann später bestätigte) und ersuchte
ihn, einige Paragraphen seines vor Jahren aufgesetzten
Testaments etwas abzuändern. Man vergegenwärtige sich
*) Vergl. Aug.-Heft S. 472, Nachtrag. — Red.
Psychische Studien. November 1902. 43
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