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678 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1902.)
Nach der Methode der Analogie lässt sich vor allem
das Verhältniss zwischen Mensch und Welt betrachten:
zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos. Der
Dreieinheit Mensch — Natur— Gott entspricht die Dreieinheit
im Menschen. Denn in ihm ist neben Leib und Geist als
vermittelndes Princip der Astralleib anzuerkennen, ein
lichtartiges Wesen, das unter normalen Verhältnissen durch
den Leib ausstrahlt, als „Aura", worauf z. B. die Erscheinungen
des Lebensma^netismus beruhen; unter besonderen
Umständen aber wird er in solchem Masse abgelöst,
dass er als „Doppelgänger" erscheint, oder (an sich unsichtbar)
die Bewegung fremder Gegenstände ohne Berührung verursachen
kann (extöriorisation de la motricite). Das
physische Centrum des Menschen liegt im Unterleib, das
astrale in der Brust, das geistige im Kopfe — entsprechend
den drei platonischen Seelen, die als das Begehrliche (Empfindung
), das Muthartige (Gefühl) und das Vernünftige
(Denken) ebenso lokalisirt werden. Diese Dreitheilung des
menschlichen Organismus lässt sich wiederum auf jeden
seiner Theile anwenden. So erscheint als Kopf im Kopfe*)
das Gehirn; Kopf in der Brust: das Herzgeflecht; Kopf im
Bauche: das Sonnengeflecht; — Brust im Kopfe: dessen
Arterien; Brust in der Brust: Herz und Lunge; Brust im
Bauche: Bauchschlagader und Nieren; — Bauch im Kopfe
und in der Brust: deren Lymphgefässe; Bauch im Bauche:
Magen und Eingeweide.
Wenn im Tode der Menschenleib sich auflöst, so geht mit
dem Astralleibe eine Theilung insofern vor, als er einerseits
mit dem Leibe in Beziehung bleibt und dessen Zersetzung
leitet oder befördert, andererseits eine Hülle für den Geist
(.,Seelenwagen") bildet, der sich seinerseits mit vollem Be-
wusstsein weiter entwickelt — auf einer höheren Ebene.
Die Daseins-Ebenen oder -Stufen bezeichnen nicht sowohl
verschiedene Orte als verschiedene Zustände. Die Dreitheilung
ergiebt hier die physische, die astrale und die
göttliche Ebene. Beim Tode betritt der Menschengeist die
Astralebene. Im Momente des Abscheidens sucht er möglichst
viele „Astralität" (Bestandtheile des Astralleibes?; mitzunehmen
, wobei die ihn empfangenden „Ahnen" (ancdtres)
ihn unterstützen. Es sind darunter die unsichtbaren Weseu
zu verstehen, die die Astralebene bewohnen und den darein
Geborenen begrüssen, wie die Eltern das Kind aufnehmen,
*) Wenn diese Vergleichung sich auf das Innere der Theile bezieht
, so kann sie auch äusserlich gewendet und ebenso von drei
Abtheilungen des Gesichts, wie von einem dreifachen Gesichte —
des Oberkörpers, Mittel- und Unterkörpers gesprochen werden.
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