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694 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1902.)
Wagen der elektrischen Strassenbahn in die Kirche zu
fahren, wäre nicht widersinniger als zu glauben, der Schöpfer
des Menschen sei nicht der Vernichtung von Krankheitskeimen
fähig. Christus, die Wahrheit, der allgegenwärtige
Gott, der die Todten erweckte, vermag dem Menschen Leben
und Gesundheit zu geben und wie ehedem alle Arten von
Krankheit zu heilen. Ich möchte nicht Christen des Zweifels
an dem Bericht von unseres Herrn Leben der Heilung zeihen,
da das Christenthum auf dem gegründet sein muss, was
Christus Jesus gelehrt und gethan hat; aber ich sage, dass
die christliche Wissenschaft die Gesetze des Landes nicht
aufheben und zu nichte machen kann, da ja Christus, der
grosse Erklärer hiervon, gesagt hat: „Ich bin nicht gekommen
, das Gesetz zu zerstören, sondern es zu erfüllen in
Gerechtigkeit."
So fängt es an und so geht es weiter: Satz um Satz
ein erschreckender Beweis dafür, dass selbst Logik der
mangelhaftesten Art und Bibelauslegung der zweideutigsten
Sorte in unserem Jahrhundert noch einen Sektenstifter nicht
ohne Gefolgschaft lassen. — —
Noch eine Probe — den Aerzten ins Stammbuch!
„Gott ist Geist", schreibt Mrs, Eddy. „Dann brechen alle
anderen Arten des Heilens als die geistige und göttliche
das erste Gebot des Dekalogs: Du sollst keine anderen
Götter vor mir haoen. Es giebt keine anderen vom Himmel
gegebenen Mittel als die geistigen, um Sünde und Krankheit
zu heilen.*4
Schliesslich, so fügt der mit E. B. bezeichnete Verf. dieses
auch für den Okkultisten interessanten Ueberblicks über die
bisherige Entwickelung der „christlichen Wissenschaft"*) in
*) Eine klare Darstellung der originellen Beligionsphilosophie
der Mrs. Mary Baker (Mover l£ddy} die durch eine eigene plötzliehe
Heilung nach langem Bibellesen zur begeisterten Prophetin der auf
dem uralten Glauben aller Natur- und Kulturvölker an die Wunderkraft
des Gebetes beruhenden „metaphysischen Heilmethode" wurde,
giebt Dr. med. Fr. holder in seiner Schrift: „Die Gebetsheilung
. Eine psychologisch - naturwissenschaftliche Htudie.tt
Leipzig (//. Seemann Naehf.) — Ein ausführliches Verzeichniss der
schon lawinenartig angewachsenen Litteratur über das „Gesundbeten*,
nebst historisch-kritischer Verarbeitung des gesammten „Materials
zum wissenschaftlichen Studium der religiösen Kurpfuschereiu liefert
Dr. med. Ferd. iVaack im neuesten Heft seiner „W. Z. f. Xenologieu
(Nr. 9, Schlussheft des zweiten Bandes) S. 179—194. — Als Kuriosum
für aufmerksame Leser der „Psych. Stud." füge ich noch bei, daps
ebendort S. 147 Unterzeichneter, der das „ Blumenmediumu Frau
Rothe niemals persönlich kennen lernte und schon deshalb den Berichten
ihrer ehrlich überzeugten Anhänger (vom Anfang des von
ihm unter dem Gesichtspunkt einer besonnenen, streng objektiven
Forschung zur Debatte gebrachten Rothestreites an) in seinen ihm
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