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698 Psychische Stadien. XXIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1902.)

wurde die unermüdliche Hand des Dichters für immer gelähmt
. Die Bedeutung Zoto's beruht neben seinen grossen
dichterischen Qualitäten, die nur Voreingenommenheit be*
streiten kann, in der Durchführung einer neuen Romantechnik,
die. Zola sich allerdings erst erarbeiten musste, die aber in
den Werken seines kräftigen Mannesalters auf der Höhe
steht.* Bs war eine Zeitlang Mode, gegen den Dichter Zola
den Theoretiker Zola auszuspielen. Nichts ist falscher. Zola
wäre kein Dichter gewesen, hätte er sich sklavisch an Regel
und Dogma gebunden, und hätte er es selbst verkündet.
Zola hat für den Roman geleistet, was Ibsen, für das Drama
gethan: er hat ihn fähig gemacht, das Gefäss ernster und
tiefer Probleme zu werden. Aus einer Bonbonniöre für
gelangweilte Damen machte er ein Sprenggeschoss, um die
Dummheit, Lasterhaftigkeit und Scheinheiligkeit der verschiedenen
Gesellschaftsschichten hinwegzusprengen und
Raum zu schaffen für eine erträumte Zukunft voll Licht
und Wärme, für das dritte Reich der Wissenschaft. In
diesem Sinn war der grosse Naturalist Zola, wie der grosse
Realist Ibsen, ein reiner und gläubiger Idealist. Auch das
Unsterblichkeitsproblem hat ihn aufs tiefste beschäftigt und
sein origineller Versuch, dasselbe zu lösen, zeigt mindestens,
dass er die Fesseln des zeitgenössischen Materialismus ab-
gestreift hatte. Emile Zola, der grosse Schriftsteller, war
auch ein muthiger, unerschrockener Kämpfer für Humanität
und Recht. Es ist noch in aller Erinnerung, wie er seit
dem Jahre 1897 seine ganze Kraft einsetzte, um einem
unschuldig Verurtheilten zu seinem Recht zu verhelfen. Er
setzte sich dabei unerschrocken den grössten persönlichen
Gefahren aus und, obwohl er aus dem Kampf als Sieger
davonging, hatte er tausend ehrenvolle Wunden empfangen.
Emile Zola wurde von der französischen Akademie nicht in
die Zahl der vierzig Unsterblichen aufgenommen. Er musste
sich begnügen, auf eigene Rechnung unsterblich zu werden.
Die Franzosen verlieren an ihm ihren grössten Mann, wir
möchten sagen, ihr verkörpertes Gewissen. Vielleicht werden
sie das bemerken, nachdem er todt ist. Solange er lebte,
hassten die chauvinistischen Nationalisten den unbequemen
Mahner.

b) Die Vivisektoren beginnen die „Seele" zu
entdecken. Die „Kölnische Zeitung*4 schreibt: Ein russischer
Physiologe, Professor Pawlow, hat jüngst interessante und
wissenschaftlich bedeutende Versuche darüber angestellt,
inwieweit die Absonderung des zur Lösung und Verdauung
der Nahrung so nöthigen Magensafts abhängig ist von der
Speichelerzeugung im Munde. Er trennte bei einem Hunde

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