Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 699
(PDF, 221 MB)
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Kurze Notizen.

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die Speiseröhre vom Magen, führte die hintere Oeffnung der
ersteren nach aussen und stellte eine künstliche Magenfistel
her, die ihm gestattete, die innere Magenhaut zu beobachten.
Dann reizte er die Mundschleimhaut des Thieres, indem er
ihm Salz und Pfeffer zu fressen gab, und erzielte eine sehr
ergiebige Thätigkeit der Speicheldrüsen. Die gleichzeitige
Beobachtung des Mageninnern aber ergab, dass hier nicht
die geringste Absonderung flüssigen Verdauungssekrets stattfand
! So widerlegte er die vielfach verbreitete Anschauung,
dass es zureiche, eine die Geschmacksnerven kräftig erregende
Nahrung in den Mund einzuführen, um auch die Labdrüsen
des Magens zur sofortigen Arbeit anzuregen. Ueberraschender
war ein zweiter Versuch, den Professor Pawlow anstellte.
Er hielt demselben Hunde, nachdem er ihn lange genug
hatte hungern lassen, ein Stück appetitlichen rohen Fleisches
vor. Gierig stürzte sich das Thier auf den leckeren Bissen.
Selbstverständlich gelangte nichts von seiner Mahlzeit in den
Magen, da Alles durch die hintere Oeffnung der Speiseröhre
hinausfiel. Und doch tand eine so starke Absonderung der
Labdrüsen statt, dass, wenn das „fiktive" Mahl eine Stunde
lang fortgesetzt worden wäre, Pawlow ein halbes Liter Magensaft
hätte aufsaugen können. Der aus dem Versuch abzuleitende
Schluss liegt nahe: da eine mechanische Reizung
der Magenhaut nicht vorlag, eiüe Rückwirkung der Speichelabsonderung
auf die Thätigkeit der Labdrüsen — nach dem
Ergebniss des ersten Versuchs — nicht angenommen werden
darf, so bleibt nur übrig, dass der „Gedanke" der wohlschmeckenden
Speise, die „Vorstellung" des Genusses auf
die Drüsennerven des Magens anregend wirkte und so die
Absonderung des Verdauungssafts hervorrief. Damit wäre
also die Magen Verdauung eine Erscheinung, die
auch die „Psyche" ein wenig oder vielmehr
recht viel anginge. — Wenn auch der Ethiker ein so
scheussliches und absolut verwerfliches Mittel zur Erreichung
eines guten, bezw. wissenschaftlichen Zweckes ebenso wenig
billigen kann, wie die früher von Vertretern der „Religion"
angeblich zum Wohle der Seele angewandten Inquisitionsfoltern
, so ist es doch erfreulich, dass es allmählich sogar
bei materialistischen Vivisektoren vom thatsächlichen Vorhandensein
und vom bestimmenden Einfluss einer (von
den Schulphysiologen grösstenteils noch immer geleugneten)
Seele, bezw. von der ausschlaggebenden Macht des nicht
greifbaren „Gedankens4* zu dämmern anfängt.

c) Auch die Biologen sagen sich von der
mechanisch-materialistischen Lebensauffassung los.
Wie die Katze um den heissen Brei, so schleicht die Zunft-

45*


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