Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 715
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen eto. 715

gänglichkeit der Seele in dem einzig schönen: „Bright be
the place of thy soul" aus:

„Deiner Seele Wohnung sei licht!
Kein holderer Geist, als der Deine
Die Fesseln des Stauhes zerbricht,
Dass in Sternensphären er scheine...
Wer weint um unsterbliche Seelen,
Wer wollte um Selige trauern?"

In „Himmel und Erde", einem Mysterium, welches in der
Nacht vor der Sintfluth spielt, behandelt er jene (renesis-
stelle (I. Moses VI, 1—4), welche uns von den Ehen der
„Kinder Gottes" mit den „Töchtern der Menschen" berichtet,
und welche der Anlass zum Incubus- und Suecubus-
Glauben wurde Ebenso ergreifend als tief ist Byron's
Gedicht „Der Traum", in welchem er den Quell und die
Geschichte seiner Leiden, wie in einer Phantasmagorie uns
vorführt. Es beginnt mit den Worten:

Zwiefach ist unser Leben hier: der Schlaf

Hat seine eigene Welt — ein Grenzland zwischen

Den Dingen, wei-he Tod und Sein missnannt.

In seinem allerletzten Gedichte, an seinem 36. Geburtstage
geschrieben, giebt der Dichter hellsehend seiner Todesahnung
Ausdruck: „Es giebt vielleicht kaum eine zweite
dichterische Komposition von gleich ergreifendem Interesse*4,
sagt Byron's Biograph Thomas Moore. —

Bei der psychologischen Analyse von Byron's Dichtungen
stobsen wir zuerst auf einen Grundton: seine unzerstörbare
Melancholie, seinen titanenhaften Weltschmerz. Er hat,
die Romantik des Weltschmerzes geschaffen und dadurch
auf die gesammte europäische Litteratur der Neuzeit einen
riesigen Einfluss ausgeübt. Indem er die herbste Kritik am
menschlichen Sein und dessen Erscheinungsform in Gegenwart
und Vergangenheit übt, kennt er keine Hoffnung auf
ein besseres Dasein und verzweifelt schliesslich an Gott und
Welt. Schmerz, Lebensüberdruss und Menschenhass erfüllen
seine gequälte Seele und dabei ein gigantischer Trotz. Es
beherrscht ihn vor Allem das Gefühl: dass Sünde, Noth
und Elend Etwas den Kreaturen a priori Anhaftendes sind.
„Belebter Staub, missrathener Erdenklossa ist ihm der
Mensch.

Dir ist die Liebe Wollust, Freundschaft Trug,
Dein Lächeln Heuchelei, Dein Eeden Lug,
Schlecht von Natur, mit Namen stolz verbrämt,
Wirst vom verwandten Thier Du leicht beschämt.

Ruhm, Habsucht, Ehrgeiz, Liebe — Alles ist Einerlei;
Sternschnuppen sind es blos und „mit dem schwarzen

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