Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 716
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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716 Psychische Studien. XXIX, Jahrg. 12 Heft (Dezember 1902.)

Qualm des Todes ist's vorbei!* Am erhabensten drückt
sich dieses Pathos des verzweifelnden Weltschmerzes im
IV. Gesang von ,,Childe Haroldtt aus, besonders schön in
d*r 127. Strophe:

O Menschenleben, im Akkord des Alls

Bist du ein falscher Ton, bist schwere Last,

Ein unvertilgbar Mal des Sündenfulh,

Ein ries'ger Upasbaum, der Wurzel fasst

Auf Erden, während Laub und Zweig und Ast,

Die Himmel sind, stets Unheil niederthauen:

Pest, Knechtschaft, Tod, — was Du vor Augen hast,

Und schlimmeres Unheil noch, das wir nicht schauen,

Das die gequälte Brust durchbohrt mit ew'gem Grauen. —

Im Anblick des Uolosseums, der Caracallathermen, der
Scipionengräber fasste Gibbon den Vorsatz", sein grosses
Geschiehtswerk über den Verfall Roms zu schreiben, und
auch Byron fühlt sich tief ergriffen von dem Bilde der
alles beiladenden Vergänglichkeit, wie sie ihm so recht in
Griechenland und Italien, in einer Welt von Trümmern
und Aschenrosten9 entgegentrat Man sehe das tiefe Weh-
muthsgefühl, das ihn am Grabe Achill's ergreift (Childe
Harold, 11, 5.-7. Strophe), beim Anblick Dodona's, des
Schlachtfelds von Waterloo, des Rheins und seiner Schlossruinen
, des Genfer Sees, wo er Rousseau'*, Voltaires und
Gibbori* gedenkt; endlich beim Anblick der „Seecybele"
Venedig, bei Petrared!% Grab; und zum Schlüsse erinnere
man sich der erhabenen Gedanken, welche Byron in Rom,
der ,?Völkerniobe", im Angesichte des Colosseums, des
Pantheons u. s. f. aufgehen. Auch in „Manfred" III. Akt
4. Szene („Die Sterne sind heraus — der Mond ist über der
Berge Gipfel, die vom Schnee erglänzen*') giebt Byron diesem
tiefen Wehmuthsgefühl der Vergänglichkeit alles Menschlichen
, auch des Gewaltigsten, hochpoetischen Ausdruck.
Ein tiefes Einsamkeitsgefühl ergreift ihn auch stets, selbst
im Lärme grösster Weltstädte. Nur Eines freut ihn noch,
das Tosen der Elemente:

So mögen denn die Winde um mich heulen
Und ihr Gestöhn sei fortan mir Musik!

Trotz seiner tiefen Menschenverachtung, trotzdem er ihre
Unthaten vom grossen Unrecht bis zum kleinen Lug durchschaut
hat, trotzdem er stets „von der Verläumdung
schäumendem Gebrülle,< und ,,leisgeflüstertem Betrug*' umgeben
war, ruft er doch aus: „Vergebung sei mein Fluch!"
Und im Gefühle seiner Unsterblichkeit; „Doch lebe ich und
lebte nicht vergebens !u Auch in Bezug auf Satire hat der
Lorddichter Grosses geleistet; besonders im „Don Juan",
woselbst er im IX. und X. Gesänge die russische Gesell-


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