Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 722
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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722 Psychische Studien XXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1902.)

Mein seelisches Empfinden vermittelt mir nicht nur
das auf mich gerichtete Denken bekannter, sondern
auch dasjenige unbekannter Personen, und, je nach der
Art dieses Denkens fühle ich Schmerz, Angst, Schreck,
Aerger, Freude u. s. w. Ganz besonders bethätigt sich diese
Empfindung bei mir, wenn hierbei Blutsverwandte oder
mir sympathische Personen in Frage kommen. Ich lasse
einige Beispiele für diese Art von Seelenthätigkeit folgen.

Meine treue Freundin — Fräulein C. — verreiste um
Weihnachten 1900. Kurz vor ihrer Rückkehr dachte dieselbe
sehr stark an mich; ich sah im Geiste, wie sie viele Packete
in ihrem Reisekorbe unterbrachte, und hörte sie ganz vernehmlich
zu sich selbst sagen: „Nun wird sie doch wohl
genug haben!" Bei dieser indirekten Beleidigung erröthete
ich vor mir selbst und ward zornig erregt; nach ruhiger
Ueberlegung kam es mir jedoch zu unglaublich vor, dass
Fräulein C. aus solchem Beweggründe mir Geschenke machen
wollte, hatte ich doch nie zu dergleichen Anlass gegeben.
Nein, gewiss, es konnte nicht sein, mein Geist hatte mich
dieses Mal getäuscht. Bald kam die Erwartete, packte aus
und überhäufte mich mit Geschenken, bei deren Anblick
mir meine Vision einfiel und mir eine Blutwelle ins Gesicht
trieb. Dankend lehnte ich diese Fülle von Sachen und
Sächelchen ab, sagte aber gerade heraus, welchem Grunde
diese Freigebigkeit entstammte. Fräulein C. wollte es zuerst
nicht wahr haben, gestand dann aber doch, dass es genau
so gewesen, zeigte sich sehr betrübt, und danach wurde
dann wieder .Friede gemacht. —

Vor kurzem machte unsere hiesige Bekannte, Frau
E. v. d. P.9 uns auf sehr schönes Selterswasser aufmerksam.
Nach einigen Tagen sah ich geistig Frau E. v. d. P. freundlich
und geschäftig dem Offiziersburschen den Auftrag geben,
mir eine der in Frage kommenden Seltersflaschen zu bringen;
unwillkürlich lachte ich und sagte es meiner Freundin. Es
war 11 % Uhr Vormittags; am Nachmittag kam der Bursche
thatsäehlich zu unserem Ergötzen mit der grossen Flasche
angetrabt. Genau um 11 % Uhr Vormittags hatte Frau
v. d. P. dem Burschen den Auftrag gegeben.*) —

Dergleichen Empfindungen sind bei mir ganz alltäglich
und es würde ermüdend sein, sie alle niederzuschreiben,
daher lasse ich nun einige andere Beispiele meiner Seelen«
thätigkeit folgen.

*) Name und Adresse der beiden Damen, welche die volle
Wahrheit obiger Erzählung bestätigen, wurden der Hchriftleitung
mitgetheilt. — M,


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