Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 723
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Zur Frage des Vorausschaueiis

723

Vor einigen Jahren fragte mich Herr Pastor E. in EL,
als ich ihm sagte, ich wollte nach B.: „Aber was wollen
Sie nur dort? Sie können ja überallhin, wo Sie es besser
haben!" — „Herr Pastor", sagte ich, „ich fühle, ich muss
nach B., ich habe dort etwas zu thun!" — Auf seine Frage
nach dem: „Was?" konnte ich nur sagen: „Das weiss ich
nicht, eine innere Stimme ruft mich und ich werde gehen."
— Ich lernte eben in B. meine treue Freundin und Hausgenossin
kennen, mit der ich jetzt bereits mehrere Jahre
zusammenlebe, und zwar unter Umständen, die mich B. nie
vergessen lassen, die ich aber hier nicht weiter erörtern kann.

Bei dieser Erinnerung an Herrn Pastor E. möchte ich
noch eine Begebenheit erwähnen, die mir mit meinem treuen
Pudel passirte5 der mir — da ich denselben, als ich verreiste,
in Pflege gegeben hatte — abgestritten wurde mit der Behauptung
, ich hätte ihn geschenkt. Der Schmerz des treuen
Thieres war grenzenlos. Herr Pastor E. schrieb mir nach
meinem Wegzuge von dort wörtlich: „Es ist röhrend, Ihren
Pudel täglich vor Ihrer einstigen Wohnung zu sehen, unverwandt
den Blick nach Ihrem Fenster gerichtet; hätten
doch die Menschen nur halb so viel Treue, wie dieser Pudel\u
Ja, Pudel und ich, wir verstanden uns und waren gute
Kameraden. Nicht nur meine Sprache, nein, auch meinen
Gesichtsausdruck kannte und verstand das kluge Thier;
trauerte ich, so kam es mich trösten, schmeichelte mir und
forderte mich zum Spielen heraus, so dass dadurch wirklich
meine Traurigkeit schwinden musste. Nach zweijähriger
Trennung von ihm hatte ich ganz unvermittelt nachstehenden
Traum: Mein Pudel kam zu mir, schmiegte sich traurig an
mich, sah mich mit bittendem Blicke an und sagte: „Nimm
mich doch wieder zu Dir!" Seit diesem Traume musste ich
tagelang an das gute Thier denken; ich fürchtete, man wolle
es tödten, und empfand so grosse Sehnsucht nach ihm, dass
ich mich entschloss, an Herrn Pastor E. zu schreiben und
diesen zu bitten, er möchte zu vermitteln suchen, dass man
mir, wenn auch nur für kurze Zeit, den Hund doch auf
meine Kosten zusende. Herr Pastor antwortete umgehend,
und zwar, dass zu seinem grossen Leide das herrliche, kaum
vier Jahre alte Thier wegen Erhöhung der Hundesteuer
vor acht Tagen erschossen worden sei. Ist es nun möglich,
dass das treue Thier so intensiv an mich dachte, dass ich
es im Traume spürte, oder hat nur mein Geist fernsehend
das Ende meines Pudels geschaut?

Ich stelle Fragen in der Erwartung, dass Männer der
Wissenschaft die Mittheilungen aus meinem Seelenleben als
Hilfsmittel zur Erforschung des heute noch so dunklen


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