Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 726
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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726 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1902.)

Unter Arbeiten und Mühen sehwanden auch die letzten
Wochen, und schliesslich brach der Morgen an, welcher uns
acht Leidensgefährtinnen im Saale der Töchterschule versammelt
sah. Pünktlich um 8 Uhr erschienen die Herren
der Prüfungskommission. Es wurde einem recht schwül
und feierlich zu Muthe!

Zunächst hielt der Herr überschulrat eine kleine Ansprache
, in der es u. A. hiess, das Examen beginne mit
dem ,,deutschen Aufsatze", von welchem viel abhänge. Es
würden uns 2 Stunden Frist dazu gegeben, und er mache
uns darauf aufmerksam, dass es wichtig sei, die Arbeit so
anzulegen, dass sie in den 2 Stunden fertiggestellt werden
könne. Denn ein unvollendet abgelieferter Aufsatz, auch
wenn er soweit gut sei, würde stets als „mangelhaft" betrachtet
werden müssen.

Da hörte ieh's! Da hatte ich Unglückswurm schon im
voraus mein Urtheil! Wie sank mir das bischen Muth.
was ich mitgebracht hatte, so tief, so tief! Am liebsten
hätte ich gleich die Flinte ins Korn geworfen und garnicht
erst einen Versuch gemacht. Doch es hiess „Fassung bewahren
!" und „aufpassen44 — jetzt kommt das Aufsatz-
Thema!

„Die Forderung der Anschaulichkeit des Unterrichts
soll erklärt, begründet etc. etc. werden",*) klingt's mir in die
Ohren, und — alle Verzagtheit, all1 die Feierlichkeit um
mich herum ist mit einem Male wie weggeblasen! Mich
ergriff eine so übermüthige Lustigkeit, dass ich dem gestrengen
Herrn Schulrath fast ins Gesicht gelacht hätte.
Ja, noch heute muss ich lachen, wenn ich an jenen Augenblick
zurückdenke,

Mein Traum — mein Traum: der Anschauungsunterricht
! Da hatten wir ihn ja! Ein bischen anders gestellt und
ausgedrückt war die Aufgabe, — aber — der Anschauungsunterricht
war da! War das nicht auch zu komisch?

Unter anderen Umständen würde mich dieser Stoff
wohl nicht gerade begeistert haben; jetzt stimmte er mich
ausserordentlich heiter. Und als sich die Herren entfernt
hatten, machte ich mich unverzüglich und mit einer Fröhlichkeit
ans Werk, wie wohl noch nie zuvor.

Und siehe da — es ging! Ich wusste bald nicht mehr,
was um mich herum vorging, dachte weder an den die
Klausur haltenden Herrn, noch daran, wieviel von der ge-

*) Das vollständige Thema des Aufsatzes lautete: „Die Forderung
der Anschaulichkeit des Unterrichts soll erklärt, begründet und
in der Geschichte der Pädagogik nachgewiesen werden/ (Gegeben
zu De^au im Mai 1884.)


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