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736 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 12. Heft. (Deaember 1902.)
durch Prof. Flournoy weltberühmt gewordene Genfer Medium
unseren Lesern in deutscher Uebersetzung zugänglich gemacht
und überdies auf die unzweifelhaft weitgehende und eine
häufige Fehlerquelle spiritistischer Beobachtungen bildende
Bedeutung des latenten Gedächtnisses, der sogenannten
Kryptomnesie auf Grund selbsterlebter Fälle wiederholt
(so im September-Heft 1901, S. 570 und 1902 S. 509, 576,
sowie namentlich S. 640, 641) ausdrücklieb hingewiesen.
Wir haben auch (ib. S. 326 und 392) die von der
spiritistischen Gegenseite unternommenen, bis jetzt nicht sehr
glücklichen Widerlegungsversuche erwähnt, unter welchen
das von dem Vorsitzenden der Genfer „boeiete d'etudes
psychiques" veröffentlichte Buch: „Autour des Indes ä la
plandte Mars" noch wissenschaftlichen Charakter aufweist,
während die Ausführungen eines M. Erny in der „Paix
universelle", der den Eindruck der glänzenden Leistung
Flourno/s durch den schlecht begründeten Vorwurf von
Widersprüchen, Gedankensprüngen, ja von Ignoranz und
Mangel an Logik abzuschwächen sucht, und vollends eine
Entgegnung in Nr. 20 des belgischen Spiritistenorgans „Le
Messager" (vom 15. April er.), wornach der durch Geist und
Wissen hervorragende Psychologieprofessor bei Abfassung
seines genannten Werks, mit der — dem ungenannten Verf.
unverständlich gebliebenen — Theorie vom subliminalen Be-
wussbsein und von Kryptomnesie des Mediums, von irgend
welchen durch seine skeptische Neugier(!) angelockten leichtfertigen
Lügengeistern — „esprits farceurs" ~ genarrt und
mystifizirt worden wäre, kaum ernst genommen werden
können.
Neuerdings hat nun Dr. Richard Hennig in der (im
Verlag von Gusi. Fischer in Jena erscheinenden) ,.Naturwissen-
schaftlichen Wochenschrift44 (Nr. 2, 3, 4 von 1901 und
Nr. 42 er.) den Fall Flournoy-Smith unter der Ueberschrift
„Eine wissenschaftliche Untersuchung mediumistischer
Phänomene*' einer eingehenden Besprechung unterzogen, die,
wenn er auch in den (nach seiner Ansicht nunmehr als
geschlossen zu betrachtenden) Akten nur „ein überaus werthvolles
, ja einzig dastehendes Material für den Kampf wider
die spiritistischen Irrlehren44 erblickt, schon deshalb unsere
ernstliche Beachtung verdient, weil der allen okkultistischen
Bestrebungen grundsätzlich abholde Verf., der noch in den
von ihm seiner Zeit mit Prof. Dr. H. Potonie (dem Chefredakteur
der „ Naturwissenschaftlichen Wochenschrift'4)
gemeinsam herausgegebenen „Naturwissenschaftlichen Volksbüchern
" von A. Bernstein (Berlin 1897/99, F. Dümmler's
Verlag) in dem Kapitel „Spiritismus", auf Grund ganz ober-
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