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Maier: Ein neues Werk von Prot Th. Monrnoy. 749
sondern sein Vater; vergiftet konnte er von letzterem nicht
wohl sein, da er bekanntlich in der Revolutionszeit hingerichtet
wurde, Ueberdies Hess Helene in die schriftlichen
Kundgebungen des angeblichen Dr. Barthez eine ihr speziell
eigentümliche sprachliche Unart einfliessen, eine Verknüpfung
von „si<4 mit „tant" oder „tellement", indem sie schreibt:
„m'a si tant ravie."
Zu solchen, nach des Referenten Ansicht sehr beweiskräftigen
Entgleisungen, die jedoch nach der spiritistischen
Theorie sich einfach mit dem Durchgang der jenseitigen
Mittheilungen durch den Intellekt des Mediums erklären
lassen, dessen individuelle Eigenthümlichkeiten auf die durch
sie vermittelten Enthüllungen gewissermassen abfärben
würden, rechnet Dr. Hennig unter einer ganzen Reihe weniger
in die Augen springender Faux*pas, ausser den unleugbaren
Gallizismen in der Marssprache, dem Schreiben der Araber-
schnft von links nach rechts, der naiven Vorstellung, dass
eine Indierin im 15. Jahrhundert sich der Sanskritsprache
bedient habe, besonders noch den allerdings sehr bemerkens-
werthen Umstand, dass Helene den Prinzen Sivruka-Nayaka
um das Jahr 1400 Pfeife rauchen lässt.*) — Um die Wirkung
der glänzenden Leistung Flournoy's abzuschwächen, beabsichtigen
Mlle. Smith und ihre neugewonnenen Pariser
Freunde demnächst eine eingehende Monographie des ganzen
Falles zu veröffentlichen, welche die Nörgeleien der Wissenschaftler
entkräften und die spiritistische Deutung der
Phänomene mit zwingenden Gründen als die wahrscheinlichere
, wenn nicht als die einzig mögliche nachweisen soll.
Dieses bereits angekündigte Werk wird unter anderem auch
Mittheilungen über einen erst neuerdings entstandenen
Mondeyklus bringen, wobei Helene auf die Idee gekommen
ist, dass die der Erde stets abgewandte Seite unseres
Trabanten von menschenähnlichen Wesen bewohnt sein
könne, deren Sprachen, Sitten und Gebräuche sie in ihren
jetzigen Söancen, über die sonst wenig verlautet, enthüllen
soll. Ob sich die Erwartung der Spiritisten erfüllt, dass
dieses Buch als „Standard work" ihrer Litteratur die Richtigkeit
der Geisterhypothese beweisen wird, oder ob es wie
Dr. Eennig prognostizirt, nach einer grossen wissenschaftlichen
That nur ein Satyrspiel vorsteilt, über das die strenge
*) Völlig beweiskräftig erscheint uns dieser Einwand deshalb
nicht, da ja nicht ganz ausgeschlossen wäre, dass in Indien schon
damals ein die Sinne starVreizendes, bezw. berauschendes Opiat, wie
in China, oder wie bei vielen Negerstämmen (z. B. den Basutos und
Swazis) irgendwelche zerriebene aromatische Blätter geraucht worden
wären.
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