Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 752
(PDF, 221 MB)
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752 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1902.)

Grundgesetz nicht gefunden, wenn er seine Thierleiber im
Laboratorium mit chemischen Reagentien behandelt hätte;
ebenso wenig wird die chemische Untersuchung des Gehirnes
dem Seelen forscher Aufschlüsse über das Seelenleben geben.
Aber trotz der ungeheueren Portschritte der Naturwissenschaft
war sie bisher nicht im Stande, diese Methode zu
entdecken, und dadurch ist eine so tiefe Kluft zwischen
Naturwissenschaft und religiösem Gefühl entstanden, wie sie
niemals grösser war. Anders in den alten Kulturen und
deren Theologien. Da giebt es diesen Zwiespalt nicht,
Theologie ist nichts anderes als der Ausdruck des jeweiligen
wissenschaftlichen Denkens. Was man als Weltanschauung
darbot, das war so hehr und gross und göttlich, dass es in
Empfindung umgesetzte Religion war. Heute stehen wir aber
vor der Thatsache, dass Theologie und Wissenschaft zwei
völlig getrennte Dinge sind, und in diesem Sinne sagt
Ad. Barnack, man fühle sich wie erlöst in dem Gedanken,
dass die Wissenschaft niemals im Stande sein werde, die
religiösen Bedürfnisse zu erfüllen. Und auf der andern Seite
sagt für die Naturwissenschaft z. B. der Engländer Ingersoll:
„Wir sind soweit, dass für uns die Aeusserungen des Geistes
nur eine naturwissenschaftliche Thatsache sind; unsere Gedanken
sind nichts anderes als eine Umsetzung der Nahrung,
die wir in unseren Organismus aufnehmen, die Schöpfung
des Hamlet ist nichts anderes als der umgewandelte Nahrungsstoff
, den Shakespeare zu sich nahm."

Wie können wir da wieder den Einklang herstellen, der
für die alten Religionen, ja selbst noch für das frühe
Mittelalter bestand? Mit dem heiligen Augustinus trat
dieser Zwiespalt allmählich ein, der in dem Gegensatz
von Scholastik und Galilei u. s. w. zu den beiden grossen
dualistischen Strömungen führte. Die Wissenschaft war wie
ein Sohn, der aus der Fremde heimkehrt und vom Vater
nicht mehr verstanden werden kann, und der Protestantismus
ist nichts anderes als die Erklärung des Vaters, dass er
den Sohn enterben will, und der Kantiauismus ist der
Abschluss, die letzte Phase dieses Prozesses!

Den ersten grossen Versuch, diesen Zwiespalt zu überwinden
, machten die deutschen idealistischen Philosophen
Fichte, Schelling und Hegel Drei Jahre nach dem Tode
Hegelh erschien von dem Sohne Fichle's ein Buch von der
menschlichen Selbsterkenntniss. Es handelt von dieser als
einer Aufgabe, die die Naturwissenschaft selbst gestellt hat.
Fichte sagt etwa: rBetrachten wir die Naturwesen, so sehen
wir ihre ewigen Gesetze. Wenn wir aber die menschliche
Seele selbst als einen Naturprozess .ansehen, so steheu wir


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