Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 753
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0764
Steinen Monismus und Theosophie.

753

vor einem Erkenntnissumschwung. Die Gesetze der Natur
liegen ausserhalb unserer Persönlichkeit in der Naturgrundlage
, aus der wir hervorgegangen sind, aber in unserer Seele
sehen wir nicht fertige Naturgesetze, sondern wir sind selbst
Naturgesetz. Da wird die Natur unsere eigene That, da
sind wir Bntwickelung. Da erkennen wir nicht blos, da
leben wir. Wir haben jetzt die Aufgabe, ewige eherne
Gesetze zu schafft n, nicht mehr, sie blos zu erkennen."
E. H. Fichte deutet dann an: in diesem Punkte lebt der
Mensch nicht nur in seiner Naturerkenntniss, in diesem
Punkte verwirklicht er und lebt er das Göttliche, das
Schöpferische, an diesem Punkte geht die Theosophie
in die Philosophie über!

Hier tritt uns der Begriff Theosophie im deutschen
Geistesleben entgegen. Wir sehen jetzt vielleicht schon eher,
dass Theosophie nichts anderes ist als letzte Anforderung
eines zwischen Naturerkenntniss und
Selbsterkenntniss vermittelnden wahren Monismus.
Das giebt uns eine Perspektive, die Gegensätze zwischen
Religion und Wissenschalt auszugleichen. Wir wissen jetzt:
es &iebt keine andere göttliche Kraft, welche den Wurm
zum Menschen hinauf befördert . . . wir wissen, dass wir
selbst diese „göttliche" Kraft sind.

Man wird fragen: Was hat aber denn eine solche Er-
kenntniss überhaupt für einen Zweck? Nun, so entgegne
ich: was hat das, was man gewöhnlich Erkenntniss nennt,
das einfache Registriren der Thatsachen, für eine Bedeutung?
Mit ihr begnügen sich diejenigen, die ich kosmische Eckensteher
nennen möchte.

Wer in dieser Weise den Begriff Theosophie fasst, der
wird auch Feuerbach verstehen, der da sagt, der Mensch hat
Gott nach seinem Bilde geschaffen. Wir wollen es durchaus
zugeben, dass der Gottesbegriff aus dem Menschen-
herzen geboren ist, und Gott als Symbol eines inneren
Ideals den Menschen über den Menschen hinausentwickeln
kann.

So werden wir wiederum eine Gottes Weisheit gewinnen,
welche die Göttlichkeit der Natur aussprechen wird.
Wir leben heute wiederum in einer Zeit, die ein wichtiger
Knotenpunkt in der geistigen Entwickelung Europas werden
kann, wie der es war, in dem Fopernikus, G. Bruno und
Galilei lebten und die moderne Naturwissenschaft begründeten.
Ab.er diese hat es nicht verstanden, ihre Versöhnung zu
feiern mit der Religion. Vor dieser Aufgabe stehen wir,
wir müssen sie erfüllen. Mögen diese Versuche noch so
mangelhaft sein, aber wir haben Strömungen im modernen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0764