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( Kurze Notizen. t63
weilte; nächtlich im Traume der im Jahre 9 v. Chr. in
Germanien ums Leben gekommene, grosse römische Feldherr
Drusus erschienen sei und ihn ermahnt habe, seine
deutschen Feldzüge zu schildern. Die „Bellorum Germaniae
viginti" sind zwar verloren gegangen; aber, wie das „Athe-
naeum" mittheilt, hat man beim Reinigen von Phalerae
(Panzerschmuck) im „British Museum41, die es aus einem
1854 bei X a n t e n am Rhein gemachten Funde besitzt, auf
einem Medaillon die Büste des Drusus, auf dem anderen
die Inschrift „Plinio Praefecto" gefunden. Somit hat die
nächtliche Erscheinung nicht allein die Historiographie des
Plinius beeiüflusst, sondern, wie man aus Büste und Inschrift
sghliessen kann, noch eine pietätvolle Huldigung,
vielleicht durch Aufstellung einer Büste des Drusus im
Lager von Xanten durch Plinius den Aelteren, im Gefolge
gehabt. („Die Zeit" Nr. 39.)
d) Eine eingetroffene Wahrsagung. — Die
Wetterkatastrophe in Sicilien hat einen bisher unbekannten
Propheten in der Nähe von Modica zu Ehren
gebracht. Em alter Sonderling hatte prophezeit, man werde
in der Gegend zwei grosse vergrabene Schätze nacheinander
finden, den ersten, sobald die Schatten vieler Umgekommener
über der Gegend schweben, den zweiten, sobald man dann
einem Priester Nachts den Hals abschnitte und die Erde
mit seinem Blute besprenge. Und siehe da, als nach dem
Oyklon die Schatten der Opfer vorhanden waren, fand man
einen alten Schatz griechischer Goldmünzen, den die Ueber«
schwemmung blosslegte. Jetzt erwartet die Bevölkerung
den Schatz Nummer zwei und die Priester des Bezirks
sollen infolgedessen sehr häuslich geworden sein.
(„Zeit," No. 38, Italien. Chronik.)
e) Ein merkwürdiger Wahrtraum aus dem
Leben des katholischen Mystikers Joannes a Jesu
Maria findet sich in einer Abhandlung von Dr. Krebs im
Jahresbericht über das kgl. Realgymnasium zu Wiesbaden
von 18ttl beuchtet. Die Haupt quelle iür die Lebensgeschichte
dieses nennenswerten Vertrete* s der älteren
(nicht quietistischen) Mystik aus der Zeit nach der Reformation
ist seine Biographie von Fr. Jsidorus a S. Joseph
aus Belgien (Generalprokurator der Kongregation S. Eliae
der unbeschuhten Karmeliter in „R. P. F. Joannes a Jesu
Maria, Carmelitae Discalceati, Calaguritani, Opera omnia,
quatuor torais distnbuta" Coloniae Agrippinae 1650, T. IV,
p. 397—448. Dort wird in glaubhafter Weise erzählt, dass
auf die Zukunft des am 27. Januar 1564 zu Oalahorra am
Ebro in Altkastilien geborenen späteren Novizenmeisters
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