Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 7
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen ete. 7

mehr für Menschenohren bestimmt ist. Ohne stoffliche
Unterlage schwebt er in Wolkenhöhen und in weichen, unbestimmten
Umrissen verschwindet Alles. Grösser als Dichter
war Byron, liebenswerther Shelley; jenen bewundert man
wie ein feuriges Meteor, diesen liebt man wie den stillen
Abendstern.

Ein heisser Wunsch, diese Welt zu verbessern, die
Menschen glücklich zu machen, erfüllt Shelley) war er ja
doch auch in jener Nacht geboren worden, in der im Konvent
zu Paris morsch gewordene historische Einsetzungen weggeblasen
und die Menschenrechte proklamirt wurden: am
4. August 1792. Shelley liebte mit seiner Seele die gesammte
geschaffene Natur, in der er Geist von seinem Geiste, Fleisch
von seinem Fleische sah, und es charakterisirt sein Herz,
das er stets den Getretenen. Missachteten zuwandte, dass
er, vermöge einer eigenthümlicnen Idiosynkrasie, das Thier
am meisten liebte, das den Menschen stets Grauen einjagt:
die Schlange, „Jedes Herz enthält den Keim zur Vollendung'*,
sagt er m „Königin Mab", und er ist auch fest von der
Freiheit des Willens überzeugt. Deshalb huldigt er
auch der Selbstbefreiung des Individuums; bei allem glühenden
Tyrannenhass, der ihn beseelt, weiss er ganz genau, dass
wir, um äusserlich frei zu werden, zuerst innerlich frei zu
sein haben. Von dem Worte „müssen" will er nichts wissen;
kein Mensch beherrsche den anderen, mit der Freiheit
erst beginnt die Sittlichkeit. Ihn selbst beseelte ein
glühender Freiheitsdrang, der sich schon auf der Schule zu
Eton und zu Oxford äusserte und ein leidenschaftlicher
Hass gegen alle Ungerechtigkeit. Deshalb hasst er auch die
zwangsweise, staatliche Sittlichkeit und die Zwangsehe. Der
Hass gegen letztere tritt uns so recht deutlich in den Anmerkungen
zu „Mab" hervor: „Die Liebe welkt unter dem
Zwange; ihr eigenthümliches Wesen ist die Freiheit; . . .
sie ist dort am reinsten, vollkommensten und schrankenlosesten
, wo ihre Jünger in Vertrauen, Gleichheit und
offenherziger Hingebung leben... . Ein Ehemann und eine
Ehefrau sollen solange mit einander vereint bleiben, als sie
einander lieben; jedes Gesetz, das sie zum Zusammenleben
auch nur einen Augenblick nach dem Erlöschen ihrer
Neigung verpflichtete, ^äre eine unerträgliche Tyrannei und
höchst unwürdig zu ertragen." Die Liebe war ihm tiefstes
Weltgesetz und ihr endlicher Sieg über Dummheit,
Heuchelei und Gewalt seine höchste Hoffnung, während ein
Hyron in seinem weltverachtenden Pessimismus, in erhabener
Hoffnungslosigkeit erstarrte. Der sozialistische Publizist
lf \ Godnin (sein Schwiegervater) übte in allen diesen refor«


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