Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 12
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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12 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1903.)

an. Er brachte einen grossen Stahlkoffer und verlangte
nun zuerst ein grosses weisses Tuch. Auf dieses breitete
er in mathematischen Figuren alle möglichen Blumen, Früchte,
Steine, Mineralien, Kräuter, Reis, Körner, Erde u. s. w. aus.
Dies geschah auf meiner breiten Veranda. Dann zündete
er ein Holzkohlenfeuer an. Nachdem der Mann hierauf
wohl eine Stunde lang vor sich hingestiert hatte, wurde
Licht gebracht, meine Frau musste sich entfernen und nun
fing die Beschwörung an. Ich hörte etw^ ±% Stunden lang
zu. Was ich vernahm, war ein monotones Gemurmel, dann
und wann ein paar laut gesprochene Worte. Dann wurde
auch ich weggeschickt. Von diesem Moment an kann ich
natürlich nicht wissen, was der Priester auf der Veranda
weiter gemacht hat. Ich setzte mich zu meiner Frau ins
Esszimmer und wir plauderten eine Zeit lang ganz gemüth-
licii zusammen, als plötzlich das Kind im Mutterleib sich
ganz fürchterlich zu bewegen anfing, so dass man die Bewegungen
faustdick durch die Kleider hindurch wahrnehmen
konnte. Lch trat an meine Gattin heran und drückte mit
der flachen Hand auf die betreffenden Stellen. Die Bewegungen
waren aber so scbreklich, dass mir ganz Angst
bei der Sache wurde. Ich wollte eben aufspringen und die
ganze Beschwörerbande an die Luft setzen, da — mit einem
Male hörten die Bewegungen auf. Nun ging es aber bei
mir los: ich empfand plötzlich ein Kribbeln, wie wenn
Tausende von Ameisen auf meinem Körper herumliefen.
Sollte mich der Kerl auf der Veranda par distance hypno-
tisiren wollen? dachte ich. Die Sache war sehr, sehr unangenehm
; ich bezwang mich aber und liess meine Frau
nichts davon merken. Nach etwa 10 Minuten hörte dieses
Kribbeln glücklicherweise wieder auf und zwar ganz plötzlich
, ebenso plötzlich, wie es gekommen war. Jetzt hörte
ich aber auch die Stimme des Beschwörers, der mir, als
ich zu ihm herauskam, feierlich eröffnete, die Geister seien
nun alle draussen.

Die Geschichte war aber doch noch nicht ganz zu Ende.
Die Beschwörer-Gesellschaft kam jetzt in die Wohnung
Iii nein und wählte zur Fortsetzung der Besch wörungs-
Ceremonie unser Bibliothekzimmer. Dort wurde nun meine
Frau mit Blumen und seidenen Fäden geschmückt. Dann
nahm der Priester einen Bietelnuss - Schneider (eine Art
Nussknacker), klemmte eine ganz kleine Citrone dazwischen
und legte das Ganze meiner Frau auf den Kopf. Nun
folgte ein 10 Minuten währendes Gemurmel eintöniger
Formeln. Dann schnitt er die Citrone durch und diese
ganze Prozedur wurde solange fortgesetzt, bis im Ganzen


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