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Deinhard: Allerhand Okkultes aus Indien und Ceylon. 13
7 Citronen durchschnitten waren. Bs folgte hierauf eine
lange Oeremonie mit Seidenfäden, die er meiner Frau auf
das Haar legte, um dann langsam über den Arm weg bis
zur Hand zu streichen, dabei immerfort lange Gedichte hersagend
. Und schliesslich band er ihr unter langweiligem
eintönigen Gemurmel an den einen Arm ein Silber-Aniulet
und an den anderen einen Seidenfaden.
Punkt 12 Uhr Nachts war endlich die Ceremonie im
Hause zum Abschluss gekommen, draussen aber im Garten
ging sie noch weiter. Hier band der Priester überall Fäden
an, steckte irgend welches Zeug — was, weiss ich nicht —
in die Gartenerde, gab meinen Dienern heimliche Instruktionen
und kam dann wieder zu mir, um mir zu sagen, dass die
Geister nun weg seien; sie würden zwar versuchen, wieder
hereinzukommen, es würde ihnen das aber nicht gelingen,
ich solle mich durch etwaige Geräusche ausserhalb ja nicht
irre machen lassen; innen im Hause aber seien jetzt Geräusche
nicht mehr möglich.
Am nächsten Abend wollten wir uns gegen 9 Uhr eben
zur Ruhe begeben, als unter unserem Schlafzimmer ein
geradezu überirdisches Heulen und Krächzen losging, wie
ich so etwas in meinem ganzen Leben noch nicht gehört
habe. Meine Frau wurde ganz bleich und wollte mich
absolut nicht hinauslassen. Nachdem der Spektakel etwa #
20 Minuten lang gedauert hatte, Hess ich mich aber nicht
länger zurückhalten, sondern holte mir einen Revolver und
eine Deteetivlaterne und ging hinaus. Meine Hunde, die
sonst auf Alles losgehen, wollten durchaus nicht mit Ich
leuchtete den Busch ab, aus dem das Heulen hervorkam,
da erscholl es auch schon in einem anderen Busch, und so
ging es fort in dem ganzen Garten herum; zuweilen scholl
es von den Bäumen herab; sehen konnte ich aber absolut
nichts und so kehrte ich denn schliesslich resultatlos zu
meiner noch immer bebenden Gattin zurück. Wir warteten
noch eine Viertelstunde lang, dann schlug ich vor, wir
sollten uns nun doch zur Ruhe begeben, obwohl der Lärm
draussen noch immer weiterging. Als ich die Bettdecke
zurückschlug, fand ich das Bett voll kleiner schwarzer
Körner, die mein Diener, wie er mir am nächsten Tag gestand
, auf Befehl des Priesters hatte hineinlegen müssen.
Im Bett meiner Frau war dieselbe Geschichte: auch da
Alles voller Körner. Kaum hatte sich meine Frau auf die
Körner gelegt, als auch plötzlich, wie auf Kommando, der
Spektakel draussen verstummte. Drei Nächte hindurch
haben wir so auf den kleinen Körnern geschlafen, obwohl
draussen Alles ruhig blieb. Und so blieb es auch. In
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