Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 17
(PDF, 181 MB)
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Hellpaoh: Hysterie und Nervosität.

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fällt aus zorniger Aufregung in süssliehe Sentimentalität,
aus schwerster Niedergeschlagenheit in wilden Freudentaumel
Dabei erscheint das Selbstgefühl ausserordentlich erhöht.
Der Kranke bildet sich ein, für alle Welt interessant zu
sein. Er bauscht seine kleinsten Leiden zu schweren Krankheiten
auf und erwartet vom Arzte deren Heilung. Gerade,
dass diese oft so leicht gelingt, ist eine wesentliche Ursache
für jenes gehobene Eigengefühl. Ich hörte eine Patientin,
die von einer hysterischen Stimmbandlähmung durch zweimalige
Kehlkopfspiegelung befreit wurde, selbstgefällig
äussern - auf sie verwendeten die Aerzte stets aussergewöhn-
liche Mühe. Immer tritt die Sucht hervor, sich interessant
zu machen, aufzufallen, als etwas Eigenartiges zu imponiren.

Wenn diese Züge zum Theil recht ausgebildet sein, zum
Theil aber auch so gut wie ganz zurücktreten können, so
stellt den Brennpunkt der Hysterie eine Veränderung des
Willenslebens dar, die wir als Suggestibilität oder
erhöhte Reeinfiussbarkeit bezeichnen. Weniger noch
das gesprochene Wort, als vielmehr ein sinnlicher Eindruck,
das Vorbild, das Beispiel, ist hier von ganz ausserordentlicher
Wirkung. Allerdings können auch aufsteigende Erinnerungen
in gleicher Weise suggestiv werden; für den
Beobachter wird dann der Kranke eigensinnig, im ersten
Falle dagegen übermässig lenksam erscheinen. Wir wissen,
dass es sich dabei gar nicht um Gegensätze handelt, sondern
einfach um die gleiche Wirkung der von verschiedenen
Seiten kommenden Momente, die wir nach diesem ihrem
Ursprünge als Suggestionen und Autosuggestionen
(Eigensuggestionen) unterscheiden. Ihren überraschendsten
Ausdruck finden beide in denjenigen JReaktionen der Hysterie,
die sich in eigenthümlichen Veränderungen am eigenen
Körper des Kranken zeigen und als hysterische
Stigmata bezeichnet werden.

Im Gebiet der Sinnesfunktionen ist das Auge mit
verminderter Sehschärfe, Einengung der seitlichen Farben-
empfmdung, theilweiser oder totaler Farbenblindheit vertreten.
Das Gehör kann herabgesetzt sein. Geschmack und Geruch
erleiden tiefgreifende Störungen: für alle ihre Qualitäten
kann Hypästhesie, für einzelne völlige Aufhebung bestehen.
Besonders aber ist es der Hautsinn, der in ausgiebigster
Weise verändert erscheint. Neben den verschiedenen Formen
der segmentären Analgesie ist vor allem die totale
Hemianästhesie eine ausgesprochen hysterische Erscheinung
. An ihr betheiligen sich auch die Sinnesorgane,
meist auch die Muskeln und Gelenke der befallenen Körperhälfte
. Das schwerste Bild ist etwa dieses: das rechte Auge

Payohisohe Studien. Januar 1903. 2


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