Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 19
(PDF, 181 MB)
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Hellpaoh: Hysterie und Nervosität,

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möchte die Vermuthimg aussprechen, dass die Hysterischen
nur dann nicht fühlen, wenn sie fühlen wollen. Es giebt
gesunde Menschen, bei denen leise Geruchsempfindungen
erlöschen, sowie die Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird;
ja selbst den Schmerz vermögen nicht wenige erträglicher
zu gestalten, indem sie ihn absichtlich beobachten, gewisser-
massen fixiren. Wir könnten uns bei den Hysterischen diese
Fähigkeit der Apperzeption, empfindungsschwächend zu
wirken, als hochgradig gesteigert vorstellen. Denn der Satz
von Möbius führt leicht in das mystische Dunkel eines
„unbewussten Empfindens", und der Schöpfer des Satzes
selber hat leider sich dorthin locken lassen. Dass die
Hysterischen ii* der That empfinden, beweist die Erhaltung
des stereognestischen Sinnes auch in den anästhetischen
Partien und das Fehlen der Ataxie. Wir erörterten ja bereits
bei der Darlegung der ataktischen und stereognostischen
Phänomene, dass auch der gesunde Mensch im allgemeinen
die zur tortwährenden räumlichen Orientirung ihm zufhessen-
den Empfindungen nicht apperzipirt; auch er ist für die ganze
Summe dieser Alltagserregungen scheinbar anästhetisch.
Aber sie kommen ihm zum Bewusstsein in dem Augenblicke,
wo er die Aufmerksamkeit auf sie richtet. Das gerade
ist beim Hysterischen umgekehrt: will er eine
Empfindung im Bereiche der Anästhesie apper-
zipiren, so entschwindet sie ihm völlig. Wir
könnten da von einer „Apperzeptions-Anästhesie" reden.
Soweit reicht die psychologische Deutung; die Ursache dieser
Erscheinung liegt natürlich in einer Gehirnveränderung,
deren Eigenart sich vorerst noch unserer Kenntniss entzieht
Wie sie durch Suggestionen entstehen, so können die
hysterischen Erscheinungen auch durch Suggestionen beseitigt
werden. In diesem Kapitel hat besonders die Entdeckung
des Transfert und der Metallauflegung einst
die höchste Sensation erregt. Es wurde beobachtet, dass das
Auflegen einer Metallplatte auf eine anästbetische Stelle im
Stande sei, dieselbe empfindend zu machen, während gleichzeitig
an der genau entsprechenden Stelle der anderen Körperhälfte
Anästhesie auftrete. Man nannte das den Transfert.
Anfangs glaubte man an eine unmittelbare Wirkung des
Metalls und wollte sogar jedem einzelnen Metall für jede
Person eine spezifische Wirkung zuschreiben; die Ergründung
dieser Beziehungen schob man einer „inetalloskopischen"
Wissenschaft als Aufgabe zu. Wir wissen heute, dass alles
dies nur Theilerscheinungen der Suggestibilität sind. Die
Metalle haben vor einer gewissen Zeit auch bei nicht-


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